Lutz Mommartz: Soziale Plastik

Screenshot aus dem Film „Soziale Plastik“ von Lutz Mommartz

„Soziale Plastik“ wurde 1969 im Anschluss an die Dreharbeiten zu „400 m IFF“ gedreht. IFF ist die Bezeichnung für das vorhandene, bereits abgelaufene Filmmaterial, von dem etwa 400 m für „400 m IFF“ und der Rest für „Soziale Plastik“ verwendet wurden. In „400 m IFF“ treten drei Männer in der Wohnung des Autors vor die filmende Kamera.
Mit Joseph Beuys war diese Situation verabredet, die beiden anderen Besucher kamen zufällig vor ihm und spielten instinktiv mit. „Sie alle bemerkten die Ausnahmesituation, konnten sich aber nicht auf die Souveränität verlassen, ihren Standpunkt durchzusetzen. Und auch während der Vorgänge auf der Leinwand wird der Zuschauer zum Teilnehmer, der sich der Frage nicht entziehen kann, wie er sich in der gleichen Situation verhalten hätte.“
Der anschließend entstandene Film mit Joseph Beuys über den anonymen Betrachter trägt den Titel: „Soziale Plastik“.
In diesem Film nimmt Joseph Beuys die Herausforderung an, sich dem Publikum zu stellen, ohne zu sprechen. Der Film hat also keine Tonspur. Er wurde 1988 – nach dem Tod von Joseph Beuys – von Lutz Mommartz der Öffentlichkeit vorgestellt und kommt sozusagen aus dem Jenseits.

Lutz Mommartz (*1943)

Hier der Link zu dem Film „Soziale Plastik“ von Lutz Mommartz: https://archive.org/details/SozialePlastik_767

Kann die Filmkunst zur Menschwerdung beitragen?

„Das Geistige im Film ist ein noch unentdeckter Kontinent, ein Kapitel der Filmgeschichte, das noch nicht wirklich aufgeschlagen wurde. Es sollte uns nicht genügen, immer wieder die gleiche Form des Kinos zu reproduzieren. Um etwas in unserem Leben wahr werden zu lassen, müssen wir es vorher gesehen haben. Es wäre verfehlt und unrealistisch, das derzeitige Filmsystem angreifen oder gar abschaffen zu wollen, aber es bedarf dringend der Ergänzung und des Ausgleichs. Was den meisten Filmen fehlt, ist nicht das technische Vermögen, sondern der emotionale und geistige Reichtum. Im Grunde wäre das Fernsehen ein ideales Medium, den Zuschauer Erfahrungen mit neuen Formen machen zu lassen, ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten zu erweitern. Bei einer so großen Anzahl von Fernsehkanälen sollte es sich unsere Gesellschaft zur Aufgabe stellen, zumindest einen „Leuchtturm“ zum Brennen zu bringen. Wenigstens einen Fernsehkanal zur Schutzzone zu erklären, auf dem sich der Zuschauer sicher fühlen könnte, weil der Fernsehdirektor und die Gremien bei der Auswahl des Programms die Verantwortung für die Seelen ihrer Zuschauer im Blick hätten. Keine Zerstreuung, sondern Sammlung. Gerade in Anbetracht der kollektiv erbrachten Rundfunkgebühren sollte ein solches Vorhaben umgesetzt werden. Lebendi­ges Leben eingebettet in einem zeitlos, geistigen Organismus.

Dort könnten die europäischen Pioniere Robert Bresson, Ingmar Bergman, Luis Buñuel geehrt werden, Pier Paolo Pasolinis „Das Evangelium nach Matthäus“ (1964) und Carl Theodor Dreyers „Das Wort“ (1955), „Der Himmel über Berlin“ (1987) von Wim Wenders oder der amerikanische Filmklassiker „Lost Horizon“ (1937) von Frank Capra gezeigt werden. Und aus dem asiatischen Kino bieten sich die Filmwerke von Akira Kurosawa und Yasujiro Ozu. In „Rashomon“ (1954), einem Klassiker des japanischen Kinos, stellt sich das Erleben eines scheinbar für alle Beteiligten gleichen Geschehens als subjektiv sehr verschieden dar und zieht da­mit die objektive ethische Urteilsfähigkeit des Menschen in Zweifel. Ebenso ist der Film „Warum Bodhi Dharma in den Orient aufbrach“(1989) von Young-kyon Bae zu erwähnen. Und es sollten auf jeden Fall auch Filme aus der Bildenden Kunst gezeigt werden wie „Variations Of A Cellophane Wrapper“ (1970) von David Rimmer, „Pas des Deux“ (1968) von Norman McLaren und „Lapis“ (1966) von James Whit­ney, nicht zu vergessen die Arbeiten von Maya Deren und Jordan Belson.

… Filmkunst als Ausdruck und Weg unseres geistigen und seelischen Erwachens. Und als Mittel und Medium unserer Selbstgestaltung.“

Gefunden habe ich dieses Zitat Hier: http://www.organisationzurumwandlungdeskinos.de/ Er erschien unter dem Titel „Kann die Filmkunst zur Menschwerdung beitragen?“ im ersten Heft der neu aufgelegten „Magischen Blätter“, Ronnenberg, Frühjahr 2020

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/monatszeitschrift

Naz – der Junge mit dem Koffer

In diesen Tagen musste ich wieder daran denken. „Naz – Der Junge mit dem Koffer“. Es ist die Geschichte einer Reise, die nach dem Buch “Der Junge mit dem Koffer” von Mike Kenny in Szene gesetzt wurde.

Die Geschichte geht so: Naz muss seine Heimat im Nordosten Afrikas verlassen, denn das Land trocknet aus und Mensch und Vieh können nicht mehr überleben. Während seiner Flucht durch Wüste, über Gebirge und Meere bis nach Westeuropa begegnet er anderen Leidensgefährten.
Neben Gefahren und Abenteuern sind es , Krieg, Ausbeutung, Feindschaft und unverhoffte Rettung, denen er begegnet. Vor allem die Erinnerung an sein Zuhause und die Geschichten, die sein Vater ihm einst erzählt hat, geben dem Jungen immer wieder Mut, damit er weiter macht.

Im Gelsenkirchener Consol-Theater waren es 2011 dreizehn Seniorinnen und Senioren, die zum Teil selbst Migrationserfahrungen mitbringen, die diese Geschichte erzählt und eindrucksvoll gespielt haben.

Wie aktuell!

Naz – der Junge mit dem Koffer

Die Geschichte einer Reise, die nach dem Buch „Der Junge mit dem Koffer“ von Mike Kenny in Szene gesetzt wurde, erzählt das Gelsenkirchener Consol-Theater.

Naz muss seine Heimat im Nordosten Afrikas verlassen, denn das Land trocknet aus und Mensch und Vieh können nicht mehr überleben. Während seiner Flucht durch Wüste, über Gebirge und Meere bis nach Westeuropa begegnet er anderen Leidensgefährten. Neben Gefahren und Abenteuern sind es , Krieg, Ausbeutung, Feindschaft und unverhoffte Rettung, denen er begegnet. Vor allem die Erinnerung an sein Zuhause und die Geschichten, die sein Vater ihm einst erzählt hat, geben dem Jungen immer wieder Mut, damit er weiter macht.

13 Seniorinnen und Senioren, die zum Teil selbst Migrationserfahrungen mitbringen, erzählen und spielen die Geschichte von Naz  in einer ganz nahen Bühnensituation für einen kleinen, auserlesenen Zuschauerkreis.

http://www.consoltheater.de/index.php?id=450&tx_ttnews[tt_news]=716&tx_ttnews[backPid]=456&cHash=f4680501ea