Das spirituelle Leben ist das wirkliche Leben – alles andere ist Illusion und Selbstbetrug. Nur jene, die auf Gott allein vertrauen, sind wahrhaft frei. Nur jene, die nach ihren höchsten Einsichten leben, leben in Harmonie. Jene, die aus ihren höchsten Beweggründen handeln, werden eine Kraft für das Gute. Es ist nicht wichtig, daß andere sichtbar berührt werden. Ergebnisse sollten nie gesucht oder gewünscht werden. Wisse, daß jede richtige Handlung von dir -jedes gute Wort, jeder gute Gedanke von dir – etwas Gutes bewirkt.
Peace Pilgrim / Mildred Lisette Norman 1908 – 1981
Wir dürfen uns angesichts des grauenhaften Geschehens, das sich heute weltweit vor unser aller Augen ereignet, nicht dazu hinreißen lassen, in Depression oder Verzweiflung zu verfallen. Damit stärken wir lediglich die Position der Niedergängler, die sich nur in der verzweifelten Atmosphäre erhalten können. Jedes Gran Verzweiflung oder Niedergeschlagenheit hilft den immer vorhandenen, negativen Mächten. Ihr Unvermögen, den Plan der geistigen Kräfte zu zerstören, treibt sie in die zerstörende Raserei. Aber das Stille ist stärker als das Laute oder Lärmende. Das Weiche, das Wasser ist – bereits Laotse hat es gewusst – stärker als das Harte, der Stein. Der in sich Gesicherte ist stärker als der absichtsvoll eine materielle Sicherheit Suchende – selbst dann, wenn er von ihm, dem Sicherheit-Sucher getötet wird. Jede echte Stärke ist jedweder Form der Macht überlegen. Die offensichtliche Angst und Besorgtheit der anderen – zumeist artet sie in eine Flucht nach vorn aus, in den Fortschritt oder die Fortschrittsgläubigkeit – sind unsere Stärke. Wir aber sollten diese Angst nicht – wie sie es ihrerseits täten – „nutzen“. Doch sollten wir uns bewusst sein, oder uns doch wenigstens bewusst werden, dass, sagen wir: geistige Kräfte – vor allem jene durch Christus erstmals in der Menschheit erweckten Kräfte der Nächstenliebe, der Liebe – uns zu schützen versuchen.
Cover des Buches / Insel-Bücherei Nr. 253 / Detail
Die Bahn der Bahnen ist nicht die Alltagsbahn; Der Name der Namen ist nicht der Alltagsname. Unnambarkeit ist Wesen des Allüberall; Nambarkeit ist Werden des Einzelnen. Jedoch: klar siehet, wer von ferne sieht, und nebelhaft, wer Anteil nimmt. Diese Grundwesenheit, zwiefältig, ist Eins in der Erscheinung nur, zwiefacher Gegensatz. Sie ist das Unergründliche, das unergründliche Gründliche, das Tor zum letzten Geheimnis.
Die Bahn und der rechte Weg des Lao-Tse Der chinesischen Urschrift nachgedacht von Alexander Ular (1876 – 1919)
Screenshot aus der arte-Sendung Kupka – Pionier der abstrakten Kunst
Kunst strömt aus der Seele eines jeden Menschen, aus seiner Sensibilität. Diese Kunst wird weiter existieren, in vielfältigen Formen. Es kann sein, dass wir in Zukunft nicht mehr malen werden. Vielleicht werden wir ganz neue Kommunikationsmittel erfinden. Der Mensch wird seine Gefühle wie durch Telepathie offenbaren. Ein denkendes Wesen wird Gedanken, Zahlen und Ansichten direkt mitteilen, ohne auf die Sprache zurückzugreifen und sie verbal zu formulieren.
Was ich in der kleinen Sammlung einzelner für sich bestehender Abhandlungen, die ich unter dem Titel „Wegweiser“ herausgab, über Jakob Böhme gesagt habe, will, wie Sie richtig verstehen, darauf hinweisen, daß Böhme angenommener, geistig berufener Schüler der Leuchtenden des Urlichtes war. Ihm selbst war dieser Umstand etwas so Heiliges, daß er eine Wolke von Geheimnis darüber zu legen wußte. So viel auch über Böhme geschrieben wurde, so war doch niemand in der Lage, dieser geistigen Beziehung gerecht zu werden. Allerdings gibt Jakob Böhme die Schilderungen seiner geistigen Erlebnisse und Einsichten auch in so barocker und eigenwilliger Form, die durch den falschen Gebrauch der ihm durch seine gelehrten Freunde bekannt gewordenen lateinischen und latinisierten Worte nur noch krauser wird, daß man schon selbst sehr genau um solches Erleben wissen muß, um zu er-kennen, was er jeweils darstellen wollte. Anders aber steht es um die deutschen Mystiker, wie den Frankfurter Deutschordensherrn unbekannten Namens, der die „Theologia deutsch“ geschrieben hat, um Tauler, Seuse, Meister Eckhart. Das waren grundgelehrte Männer, die auf harten philosophischen Wegen zu ihren Erkenntnissen kamen, die sie dann nur schwer vor der kirchlichen Verdammung bewahren konnten.
Von Mystik und Böhme. Siebzehnter Brief aus „Briefe an Einen und Viele“ von Bô Yin Râ
Der ganze Beitrag von Bô Yin Râ kann hier gelesen werden:
XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)
… Das östliche Denken, wie Laotse es denkt, ist ein mythisches, ein magisches Denken, ein Denken an sich. Das westliche Denken ist ein rationalistisches, empiristisches Denken, ein Denken um sich, ein Denken zum Zweck. Der östliche Mensch beruht in sich und hat seinen Sinn nur in sich. Seine Welt ist eine Innenwelt. Der westliche Mensch ist „außer sich“. Seine Welt ist die Außenwelt. Der östliche Mensch schafft die Welt, der westliche definiert sie. Der westliche ist der Wissenschaftler, der östliche ist der Weise, der Helle, der Heilige, der Wesentliche. Zu werden wie er, zu sein wie er: ruft er uns zu; denn wir sind müde des funktionellen, des mechanischen, des rationellen Da-seins und Dort-denkens. …. Die Sehnsucht nach einem wahren Frieden der Seele, dem absoluten Sinn in sich und an sich ist deine tiefste Sehnsucht, Mensch! Drum: werde wesentlich.
Mensch, werde wesentlich! LAOTSE. Sprüche, deutsch von Klabund. Verlag Fritz Heyder, Berlin-Zehlendorf 1921. (Aus dem Nachwort)
Etwas anders auch hier: Alfred Georg Hermann „Fredi“ Henschke, genannt Klabund (1890 – 1928) in: Klabund. Geschichte der Weltliteratur in einer Stunde. Leipzig 1923. S. 14
Umschlag des Kataloges der Galerie Boisserée, Köln
Wenn man weiß, dass man nichts weiß, wenn man aufmerksam ist für das, was man nicht kennt, wenn man dem Beachtung schenkt, was unbekannt erscheint, dann erst sind Entdeckungen möglich. Man muss einen langen Weg zurücklegen, um zu dieser totalen Naivität, zu dieser Transparenz, dieser Unschuld zu gelangen, durch die uns ein neues Sehen eröffnet wird.