Plump gemacht und so launenhaft regiert

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… es ist unmöglich, dass jemand, der zu denken gewohnt ist und unfähig, seinen forschenden Geist durch Sophistereien abzustumpfen, bedenkenlos bereit sein sollte, dem Urheber und Lenker einer so plump gemachten und so launenhaft regierten Schöpfung, wie es dieser Planet und das Leben seiner Bewohner sind, weiterhin absolute Vollkommenheit zuzuschreiben.“

John Stuart Mill (1806-1873) in: Drei Essays über Religion, Stuttgart 1984, 99

Es ist unmöglich das Glücksverlangen der Menschen ganz zu töten

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Es gibt eine chinesische Figur, meist fingerlang, aus Holz geschnitzt und zu Tausenden auf den Markt geworfen, darstellend den kleinen dicken Gott des Glücks, der sich wohlig streckt. Dieser Gott sollte, von Osten kommend, nach einem großen Krieg in die zerstörten Städte einziehen und die Menschen dazu bewegen wollen, für ihr persönliches Glück und Wohlbefinden zu kämpfen. Er sammelt Jünger verschiedener Art und zieht sich die Verfolgung der Behörden auf den Hals, als einige von ihnen zu lehren anfangen, die Bauern müssten Boden bekommen, die Arbeiter die Fabriken übernehmen, die Arbeiter- und Bauernkinder die Schulen erobern. Er wird verhaftet und zum Tod verurteilt. Und nun probieren die Henker ihre Künste an dem kleinen Glücksgott aus. Aber die Gifte, die man ihm reicht, schmecken ihm nur, der Kopf, den man ihm abhaut, wächst sofort nach, am Galgen vollführt er einen mit seiner Lustigkeit ansteckenden Tanz usw. usw. Es ist unmöglich, das Glücksverlangen der Menschen ganz zu töten.

Bertolt Brecht (1898 -1956) „Bei Durchsicht meiner ersten Stücke“ (1953/1954) in: Frühe Stücke, München 1962, S.8

Marshal McLuhan: Das Medium ist Massage

Erschienen: 1969, Ullstein-Verlag, Berlin

Alle Medien massieren uns gründlich durch. Sie sind dermaßen durchgreifend in ihren persönlichen, politischen, ökonomischen, ästhetischen, psychologischen, moralischen, ethischen und sozialen Auswirklungen, dass sie keinen Teil von uns unberührt, unbeeinflusst, unverändert lassen. Das Medium ist Massage. Jegliches Verständnis sozialer und kultureller Wandlungen ist unmöglich, ohne gewisse Kenntnisse der Wirkung von Medien als Umwelten.