Das Tragen von Waffen ist den Christen nicht erlaubt

Holzschnitt Otto Pankok: Christus zerbricht das Gewehr / Bild: Archiv

Das Tragen von Waffen
ist den Christen nicht erlaubt,
denn ihre Waffe
ist allein die Wahrheit.

Lactantius (240 – 320)

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Zurück in den Zustand des Nicht-Zweifelns

Foto: (c) wak

Der Himmel ist das Absolute. Ihm folgt das Licht. Er ist die Achse, um die sich das Urgeheimnis dreht. Er ist das andere, das im Anfang ist. Darum ist seine Entfaltung gleichsam Nicht-Entfaltung, seine Erkenntnis gleichsam Nicht-Erkenntnis. Durch Verzicht auf Erkenntnis erst kann man ihn erkennen. Forscht man nach ihm, so darf man ihn nicht in der Endlichkeit suchen, aber man darf ihn auch nicht in der Unendlichkeit suchen. Im Undurchdringlichen ist doch eine Wirklichkeit. Sie wird nicht beeinflußt durch die Zeit und läßt sich nicht erschöpfen. Man darf ihn wohl als den bezeichnen, der alles trägt und leitet. Warum sollten wir uns nicht damit zufrieden geben, nach ihm zu fragen? Warum wollen wir uns mit Zweifeln plagen? Durch das Unbezweifelbare die Zweifel zu lösen und so zurückzukehren in den Zustand des Nicht-Zweifelns, so erreichen wir die große Freiheit in allem Zweifel.

Dschuang Dsï (um 365 – 290 v.u.Z.) in: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 262-263

Miteinander in unentrinnbarer Verstrickung

Foto: (c) wak

Höllen sind es, in die wir geführt werden, wenn wir den Entgleisungen, den Verrenkungen und Erkrankungen des Gemeinschaftsgefühles nachgehen, -mögen die Höllenräume auch wohletablierte Wohnstuben sein und die darin hausenden Teufel die Züge unserer lieben Nächsten, wohl gar unseres werten Ich tragen.

Die Menschheit, in der wir leben, ist nun einmal keine Lämmerherde, sondern ein Atomgewirr von Individuen, deren jedes voller Kräfte und Begierden steckt. Wer Gemeinschaftsgeist erzeugen will, muss vor allem erst einmal erfassen, in welcher Verstrickung wir Menschen insgesamt miteinander leben, in welcher unentrinnbaren Verstrickung.

Schulze-Maizier, Friedrich ( 1888 – 1971 / hier 1926) in: Individualpsychologie und Religion. In: Wexberg E. (eds) Handbuch der Individualpsychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50692-5_25

In uns

Foto: (c) wak

Was vor uns liegt
und was hinter uns liegt
ist nichts im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.

Und wenn wir das,
was in uns liegt
nach außen in die Welt tragen,
geschehen Wunder.

Henry David Thoreau (1817 – 1862)

Schreiten am Rande des Abgrunds

Holzschnitt: HAP Grieshaber / Foto: (c) wak

Als leere Engel, Geschöpfe ohne Schöpfer, Medien ohne Nachricht schreiten wir am Rande des Abgrunds einher. Unser Weg, der ebenso gut gestern oder Jahre zuvor hätte enden können, ist nicht das Ziel und weiß nichts von der Notwendigkeit, außer der seiner Kontingenz. Ein Irrweg trägt uns auf den Pfaden des Identischen vom Selben zum Selben: wohin wir auch gehen, wir schleppen in uns die Wüste, in die wir uns zurückgezogen haben.

Tiqqun in Theorie vom Bloom, Zürich 2003, S. 23

Kein Medium ohne Verantwortung

Fotographik © wak

 

In einer Medienwelt, die nur so strotzt vor Häme, Hass, Propaganda, Vorverurteilungen und Verunglimpfungen ist scheinbar immer weniger sachliche Information zu lesen, notwendige Aufklärung. Sensation geht vor Sachlichkeit, Auflage / Quote vor wirklich wichtige Hintergründe fraglicher Geschehen. Kaum mehr scheint aufzuscheinen, dass es kein Medium geben dürfte, dass sich an seine  Verantwortung erinnert. Hier sechs Punkte, die das optimieren könnten:

1. Wer trägt Verantwortung? (Handlungsträger);
2. Was ist zu verantworten? (Handlung);
3. Wofür trägt er Verantwortung? (Folgen);
4. Wem gegenüber trägt er Verantwortung? (Betroffene);
5. Wovor muss er sich verantworten? (Instanz, z. B. Gewissen, Öffentlichkeit);
6. Weswegen muss man sich verantworten? (Werte, Normen, Kriterien)

So Rüdiger Funiok zum Stichwort Medienethik. In: Jürgen Hüther/Bernd Schorb (Hrsg.), Grundbegriffe der Medienpädagogik. 4., vollständig neu konzipierte Auflage. München 2005, S. 243–251, hier: 247

Blaue Hortensie

Foto: © wak

 

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

Rainer Maria Rilke, 1906