Die Fortschritte der modernen Medizintechnologien haben nicht nur viele Menschenleben gerettet, sondern auch eine neue Quelle von Erzählungen eröffnet: Berichte von Nahtoderfahrungen (NTE) und Reisen in andere Bewusstseins- und Daseinszustände, die sich im Zustand des „klinischen Todes“ ereignen.
Hirnforschung und Neurologie deuten das Rätsel des menschlichen Selbstbewusstseins und seiner Schwellenerfahrungen nach wie vor als Epi-Phänomen körperlicher neuronaler Prozesse, die mit dem Tod enden, während die avanciertesten Vertreter der wissenschaftlichen Nahtodforschung mittlerweile die Behauptung aufstellen, das Selbstbewusstsein sei nicht im Körper lokalisierbar und höre nach dem Tode nicht auf, zu existieren.
Wie auch immer es sich verhalten mag – die aufgezeichneten Berichte verschiedenster Personen, die in der Lage waren, von ihren Erfahrungen zu erzählen, enthalten bewegende Aussagen über den Menschen, denn die Erzählungen weisen unübersehbare inhaltliche Korrespondenzen zur geistigen Überlieferung der Weltkulturen auf, die den homo sapiens sapiens als spirituelles unsterbliches Wesen sieht, für eine Ewigkeitssekunde inkarniert in einem sterblichen Geschöpf auf einem sterblichen Planeten.
Buch & Regie: Ronald Steckel / Produktion: nootheater & Rundfunk Berlin-Brandenburg 2017. DURCHBRÜCHE ist 2017 als Hörbuch bei Audioflow/RBB media erschienen. TIME: 48:30
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich alt werde. Es gibt keinen Weg, dem Altern zu entgehen.
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich Krankheiten bekomme werde. Es gibt keinen Weg, dem Krankwerden zu entgehen.
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich sterben werde. Es gibt keinen Weg, dem Tod zu entgehen.
Es ist der natürliche Verlauf, daß alles woran ich hänge, und alle, die mir lieb sind, sich verändern. Es gibt keinen Weg, dem Getrenntwerden von ihnen zu entgehen.
Meine Taten sind mein einzig wirkliches Erbe. Den Folgen meiner Taten kann ich nicht entgehen. Meine Taten sind der Boden, auf dem ich stehe.
Thich Nhat Hanh (1926 – 2022) in: Der Klang des Bodhibaums
Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund, Bewunderung und Liebe oder Hass dem Tod zu zeigen, den ein Maskenmund
tragischer Klage wunderlich entstellt. Noch ist die Welt voll Rollen, die wir spielen. Solang wir sorgen, ob wir auch gefielen, spielt auch der Tod, obwohl er nicht gefällt.
Doch als du gingst, da brach in diese Bühne ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne, wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald.
Wir spielen weiter. Bang und schwer Erlerntes hersagend und Gebärden dann und wann aufhebend; aber dein von uns entferntes, aus unserm Stück entrücktes Dasein kann
uns manchmal überkommen, wie ein Wissen von jener Wirklichkeit sich niedersenkend, so dass wir eine Weile hingerissen das Leben spielen, nicht an Beifall denkend.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926), 24.1.1907, Capri in: Neue Gedichte
Paracelsus-Grabmal auf dem Salzburger Friedhof St. Sebastian / Foto: (c) wak
Inschrift des Paracelsus-Grabmals auf dem Salzburger Friedhof St. Sebastian / Foto: (c) wak
Des Philippus Theophrastus Paracelsus, der durch die Alchemie einen so großen Ruhm in der Welt erworben hat, Bildnis und Gebeine. Bis sie wieder mit ihrer Haut umgeben sein werden…
Hier liegt begraben Philippus Theophrastus, der berühmte Doktor der Medizin, welcher auch die schrecklichsten Wunden, Lepra, Podagra und Wassersucht und andere unheilbar scheinende Krankheiten durch seine wunderbare Kunst heilte. Und es brachte ihm auch Ehre ein, dass er sein Hab und Gut unter den Armen verteilen ließ. Im Jahre 1541, am 24. September, vertauschte er das Leben mit dem Tode.
Die Vergangenheit ist eine vollendete Tatsache; die unsere. Die Zukunft wird erst mit dem Tod des Globus abgeschlossen sein. Bis dahin wird jede Sekunde ihre Gabelung mit sich bringen den Weg, den wir nehmen und den, den wir hätten nehmen können.
Einstmals war der Sinn des Lebens, sich auf den Tod vorzubereiten. Heute ist der Sinn des Lebens, Geschwätzwettbewerbe zu veranstalten, gigantische Krachmaschinen, Heulmaschinen, Geschwätzverstärkungsmaschinen Tag und Nacht in Betrieb zu erhalten.
Hans / Jean Arp (1886 – 1966) in „Unsern täglichen Traum …:Erinnerungen, Dichtungen und Betrachtungen aus den Jahren 1914 bis 1954“
Wo bist du hin? Noch eben warst du da – Was wandtest du dich wieder abwärts, wehe, nach jenem Leben, das ich nicht verstehe, und warst mir jüngst doch noch so innig nah.
Ich soll hinab mit dir in deine Welt, aus der die Schauer der Verwesung hauchen, ins Reich des Todes soll ich mit dir tauchen, das wie ein Leichnam fort und fort zerfällt?
Wohl gibt es meinesgleichen, eingeweiht in eure fürchterliche Daseinsstufen… Doch ich bin’s nicht. Nur wie verworrnes Rufen erschreckt das Wort mich Eurer Zeitlichkeit.
Laß mich mein Haupt verhüllen, bis du neu mir wiederkehrst, so rein, wie ich dich liebe, von nichts erfüllt als süßem Geistestriebe und deinem Urbild wieder strahlend treu.