Ein Tick (wo)anders

Habe letztens „Ein Tick anders“ gesehen, einen Film, der sich thematisch mit einer Tourette-Patientin befasst. Unter anderem spielt der Film auf einem französischen Schloss, wo Dr. Tourette eine Patientin im Gespräch mit ihren Freundinnen beobachtet. Das Schloss kannte ich gleich wieder. Es war Schloss Herten, mitten im Ruhrgebiet. Wohl ein Ergebnis der Filmförderungspraxis. So war nicht nur die Hauptperson anders, das Schloss war auch einen Tick woanders. Ansonsten war der Film recht lohnend.

Mehr hier:

http://www.youtube.com/watch?v=9Q9aV-GkN8o

und hier:

http://www.tourette-gesellschaft.de/

Ruhr 2010: Positives Fragebogendesign

Es war einmal ein Land, in dem die Herrscher aus Politik und Wirtschaft sich Sorge machten über das Gerede in der Fremde nah und fern. So beschlossen sie, eine Kulturhauptstadt zu werden. Gesagt, getan. Museen wurden herausgeputzt, Veranstaltungen aus dem Boden gestampft oder in den See gesetzt, Künstler aus fernen Gegenden in die Region gezerrt und es war ein munteres Treiben, fast ein ganzes Jahr lang. Doch obwohl die Herren von sich und ihren Ideen total begeistert waren, kamen sie auf die Idee, auch ihre Untertanen an der Meinungsbildung teilnehmen zu lassen. Und sie ließen einen einen Fragebogen erstellen. Ob man mit der Bahn oder dem Auto angereist ist, ob man allein oder mit anderen bei der oder jener Veranstaltung war, all dies ließen die Herren und Damen aus Politik und Wirtschaft die Gäste ihres Festes in einen Bogen eintragen. Besonders wichtig aber war ihnen, wie denn die Gäste oder Einwohner ihres Landes zufrieden waren mit dem, was sie da alles angeboten haben. Ob sich das Land als Einheit dargestellt hat, wolllten sie wissen, ob es näher an Europa herangerückt sei, erkundeten sie. Ob die Kulturhauptstadt eine wichtige politische Idee sei erfragten sie und ob das Programm auch die Alltagskultur mit einbezogen hat. Und dies und das mehr wollten sie auch noch von ihren Bewohnern und Gästen aus aller Herren Länder wissen. Doch damit das Bild dann auch schön in das passte, was sich die Herren aus Politik und Wirtschaft so gedacht haben, wandten sie eine einen tricky Bewertungscode an. „Ich stimme zu“ konnte man sagen, was sie ja wohl auch als Zeichen der Dankbarkeit erwünschten. „Keine Beurteilung möglich“ war die andere Bewertungsformel, die den Ausfüllenden des Fragebogens in die unangenehme Situation brachte, zugeben zu sollen, möglicherweise etwas nicht ganz richtig verstanden zu haben. Aber damit es dann auch schön positiv bleibt, gab es eine weitere Kategorie erst gar nicht. „Ich stimme nicht zu“ fehlte schlicht und einfach. Schließlich wollten sich die Herren aus Politik und Wirtschaft ihre gute Laune nicht vermiesen lassen. Und wenn sie nicht gestorben sind, feiern sie noch heute.

Schachtzeichen – Schacht zeigen

Graf Bismarck, Bergmannsglück, Dahlbusch, Rheinelbe, Nordstern, Wilhemine Victoria. Das sind Namen, die in einer Stadt wie Gelsenkirchen Erinnerungen wach rufen. Erinnerungen an Zechen, die hier vielen tausend Menschen in der Vergangenheit Arbeit und Brot gegeben haben. (Und deren Betreibergesellschaften eine Strukturreform der Stadt allzu lange nach hinten hinaus schoben). Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch in Gelsenkirchen die Gewinnung des Grubengoldes, wo Kneipen wie „Schwarzer Diamant“ gegenüber der Zeche Consolidation etc. noch bis vor ein paar Jahren zeigten, hier ging es um Kohle.

Jetzt, seit Pfingstsamstag, zeigen gelbe Ballons in Gelsenkirchen und anderswo im Revier, wo kurz nach 1900 Zechen gestanden haben. Eine eindrucksvolle Szenerie. Doch die Widrigkeiten der Natur machen auch hier nicht halt. So müssen heute, Pfingstmontag, die Ballone wegen Sturmwarnungen unten bleiben.

Mehr hier: http://www.schachtzeichen.de