Religion des Weltalls

Novalis / Bild: wikimedia ~ gemeinfrei

Licht ist Symbol der echten Besonnenheit. Also ist Licht der Analogie nach Aktion der Selbstrührung der Materie. Der Tag ist also das Bewußtsein des Wandelsterns, und während die Sonne, wie ein Gott, in ewiger Selbsttätigkeit die Mitte beseelt, tut ein Planet nach dem andern auf längere oder kürzere Zeit das eine Auge zu, und erquickt im kühlen Schlaf sich zu neuem Leben und Anschauen. Also auch hier Religion – denn ist das Leben der Planeten etwas anders, als Sonnendienst? Auch hier kommst du uns also entgegen, uralte kindliche Religion der Parsen, und wir finden in dir die Religion des Weltalls.

Fragmente II von Novalis / Friedrich von Hardenberg (1772 – 1801)

Weitere Fragmente können hier nachgelesen werden:

Magische Blätter. CIII. Jahrgang, Herbst 2022

Herausgeber: Verlag Magische Blätter, Ronnenberg
Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

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Mystik des aufblühenden Lotus

Lotus / Foto: (c) wak

Die Lehre des Dschuang Dsi ist groß, sie ist umfassend und mehr als das, sie ist beglückend. Sie erfaßt die Welt und vernichtet sie nicht. Sie erkennt das Böse und leugnet es nicht. Sie weiß, daß der Mensch böse ist von Urbeginn, und glaubt doch an ihn, denn was wäre der Sinn des Lebens eines Weisen, wenn nicht die Erziehung? Sie begnügt sich nicht mit der sichtbaren Welt, die zu ermessen und zu messen ist, sondern er nimmt mystischen Aufschwung in das unbegrenzte und nie zu ermessende Reich. Aber das ist keine Mystik des müden Unterganges, sondern die des aufblühenden Lotus, der aufgehenden Sonne, des aufrauschenden, unbeschreiblich mächtigen, unbeschreiblich freudigen Vogels Rockh.

Das höchste und tiefste, das dieser Mensch der Vorzeit uns zu geben hat, ist eben diese Vereinigung des Tiefsten mit dem Höchsten. Es ist eine Religion der Versöhnung, nicht auf dem Boden eines Dogmas, also auch nicht auf dem Boden des ewig unerfüllbaren: Liebet einander, sondern durch den Weg, den er jedem zu (seinem) innersten Erlebnis, zum Sinn des Lebens führen will. Dann gehen alle Farben ein in den unwandelbaren Regenbogen der Vereinigung. Er ist der einzige Weltgelehrte, der die Weltanschauung nicht durchsetzen, sondern alle Weltanschauungen zur Ruhe bringen will. Keine Zeit konnte so dürsten nach der Ruhe und der Vereinigung wie die unsere. Und unsere Zeit, kann man ihr auch nachsagen, wieviel man will und wieviel sie verdient, sie hat viel gelitten; und hier, in der Freude des lichten Ostens, könnte sie Heilung finden; wenn irgendwie und irgendwo, so im südlichen Blütenland.

Ernst Weiß  (1882 – 1940) in seinem Essay „Von Chinas Göttern“

Hörspielreihe „Über die Wirklichkeit“

ÜBER DIE WIRKLICHKEIT

Hörspielreihe nach Texten von Theologia Deutsch, Novalis, Huang Bo Xiyun,  Ramana Maharshi, Meister Eckhart, Jacob Böhme & Yoshida Kenkô

HÖRSPIELREIHE, 7h 15Min. 75,00€

Das erste Hörspiel „Die Sprache ist Delphi & Novalis träumt“ startete 1981 mit Textfragmenten des deutschen Dichters Novalis. In den Jahren darauf folgten „Der Eine Geist“ des chinesischen Zen-Meisters Huang Bo Xiyun, „Hommage à Ramana“ über den indischen Weisen Ramana Maharshi, „Vom Edlen Menschen“ von Meister Eckart, Höre Du blinder Mensch & Vom übersinnlichen Leben“ von Jacob Böhme und „Betrachtungen aus der Stille“ des japanischen Mönchs Yoshida Kenkô. Nun schließt die beliebte 7-teilige Hörspielreihe mit der Vertonung der „Theologia Deutsch“, welche das erste Mal 1516 von Martin Luther herausgegeben wurde, und der in seiner Wertschätzung mitteilte, dass diese Schrift ihn, nach der Bibel und den Confessiones von Augustinus von Hippo, am meisten über die Wirklichkeit der Welt lehrte.

Die Klangkunst- und Stimmcollagen mit den bekannten Stimmen u.a. von Michael König,
Linda Olsansky, Max Hoppe und Martin Engler bewegen sich durch das Weltall, umfassen Kosmologie, Religion, Christentum, Advaita-Vedanta, Zen-Buddhismus und Meditation. Allgemeine Lehre von den Wissenschaften, Systematik, Über die Logik, Philosophie, Mathematik, Raum und Zeit, Physik, Chemie, Mineralogie, Geognosie, Geographie, Organologie, Physiologie, Medizin, Psychologie, Philologie, Sprache, Musik, Poetik, Kunstlehre, Staat und Recht, Kriegskunst, Pädagogik, Moral, Menschenlehre, Die magische Wissenschaft.

Der erste Tonträger überhaupt in der Geschichte war ein Hörbuch in Jahre 1877, noch vor allen Musikaufnahmen. 1923 ging in Berlin die erste deutsche Radiostation on air. Die preisgekrönten Werke des Autors und Komponisten Ronald Steckel, der über 40 Hörspiele und Filme produzierte, haben die deutsche Hörspielgeschichte und Entstehungszeit des Rundfunks und Films maßgeblich mitgeprägt.

Über sieben Stunden Hörgenuss! Bestellbar ist die Hörspielreihe „Über die Wirklichkeit als 7-teilige  MP3 und CD Reihe

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MP3:

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Gefühl des Geheimnisvollen

Fotographik (c) wak

Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen.“

Albert Einstein (1879 – 1955)

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: https://www.einstein-website.de/z_biography/credo.html

Für Erneuerung nicht reif

Foto: (c) wak

In Meister Eckhart und seiner Schule hat sich nichts Geringeres vollzogen als die Geburt einer neuen Religion, eine völlige Umschöpfung des bisherigen christlichen Glaubens, zu der sich die lutherische Reformation verhält wie eine Erderschütterung zu einer geologischen Umbildung oder wie ein reinigendes und befruchtendes Gewitter zu einem irdischen Klimawechsel, der eine neue Fauna und Flora ins Leben ruft. Hätte diese Bewegung sich durchgesetzt, so wäre für Europa ein neues Weltalter angebrochen; sie ist aber von der Kirche unterdrückt worden, und dass dies so vollständig gelang, spricht weniger gegen die Kirche, die nur in ganz logischer Wahrung ihrer Interessen handelte, als gegen die europäische Menschheit, die offenbar für eine solche grundstürzende Erneuerung noch nicht reif war.

Egon Friedell (1878 – 1938) in: Kulturgeschichte der Neuzeit, München 1969, S. 162

Im Anfang war der Mensch und seine Götter Eins

Fotographik (c) wak

Das erste Kind der menschlichen, der göttlichen Schönheit ist die Kunst. In ihr verjüngt und wiederholt der göttliche Mensch sich selbst. Er will sich selber fühlen, darum stellt er seine Schönheit gegenüber sich. So gab der Mensch sich seine Götter. Denn im Anfang war der Mensch und seine Götter Eins, da, sich selber unbekannt, die ewige Schönheit war. – Ich spreche Mysterien, aber sie sind. –

Der Schönheit zweite Tochter ist Religion. Religion ist Liebe der Schönheit. Der Weise liebt sie selbst, die Unendliche, die Allumfassende; das Volk liebt ihre Kinder, die Götter, die in mannigfaltigen Gestalten ihm erscheinen. Auch so wars bei den Athenern. Und ohne solche Liebe der Schönheit, ohne solche Religion ist jeder Staat ein dürr‘ Gerippe ohne Leben und Geist, und alles Denken und Tun ein Baum ohne Gipfel, eine Säule, wovon die Krone herabgeschlagen ist.

Friedrich Hölderlin (1770–1843) in: Hyperion oder der Eremit in Griechenland

Gefunden habe ich diesen Text von Hölderlin aktuell hier:

MAGISCHE BLÄTTER BUCH VI

CII. Jahrgang SOMMER 2021

Thema: Die erste Ausstellung des Jakob-Böhme-Bundes

Heft 5, Mai 2021

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu

Plump gemacht und so launenhaft regiert

Foto: © wak

… es ist unmöglich, dass jemand, der zu denken gewohnt ist und unfähig, seinen forschenden Geist durch Sophistereien abzustumpfen, bedenkenlos bereit sein sollte, dem Urheber und Lenker einer so plump gemachten und so launenhaft regierten Schöpfung, wie es dieser Planet und das Leben seiner Bewohner sind, weiterhin absolute Vollkommenheit zuzuschreiben.“

John Stuart Mill (1806-1873) in: Drei Essays über Religion, Stuttgart 1984, 99

Editorial „Mystik aktuell“ / November 2020

Foto: © wak

„Wann, wenn nicht Jetzt“ heißt es im Untertitel des Blogs „Mystik aktuell“. Ganz so, wie es Sosan um 600 formuliert hat: „Der Weg ist jenseits von Sprache, denn auf ihm gibt es kein Gestern, kein Morgen, kein Heute.“

Auf dem sprituellen Weg können Texte aus der mystischen Tradition wie aus der Gegenwart Begleiter sein, die eigene Verortung neu zu buchstabieren oder zu vertiefen. Dabei greife ich für den Blog  „Mystik aktuell“ auf Quellen zurück, die weit über die eigene spirituelle Herkunft hinausgehen und interreligiös, interspirituell, interkulturell neue Zugänge ermöglichen können. Stammen sie geographisch, kulturell oder spirituell auch von weit her, so können sie Anstoß, Anregung, Ansprache sein – immer neu sind sie danach zu befragen, welche Bedeutung sie für jede/n Einzelne/n haben. Jetzt.

Als 1923 Predigten von Johannes Tauler neu herausgegeben wurden, schrieb Walter Lehmann im Vorwort: „Die Mystik ist der großartigste Versuch, die Religion an sich zu finden. Und was ist die religiöse Sehnsucht unserer Tage? Die Religion zu finden, die keiner Konfession, keiner Dogmen, keiner heiligen Stätten, Priester und Handlungen, keiner Symbole, keiner Formen und Kulte, keiner Historie bedarf, sondern autonom in der Seele lebt. Die da hinein gebannt sind in die Massenreligion der Bevormundung, sehnen sich nach der Religion ihrer eigenen Seele …“

Ganz in diesem Sinn gilt der Satz von Sosan: Wann, wenn nicht Jetzt.

Werner Anahata Krebber im November 2020

Mehr – täglich aktuell – hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/

Der Mensch kann sich nicht erfolgreich selbst bestimmen wenn er vor der Wirklichkeit flieht

 

Foto: © wak

Der Unsinn der alternativen Tatsachen und des postfaktischen Zeitalters, die Medienschelte und die Abschaffung von Pressefreiheit in vielen Ländern dieser Erde innerhalb der letzten fünf Jahre bestätigten, dass der Neue Realismus auch einen moralischen Auftrag hat. Der Mensch kann sich nicht erfolgreich selbst bestimmen, wenn er vor der Wirklichkeit flieht. Dann fällt es den Menschenfeinden leicht, Zwist zwischen Mensch und Mensch zu säen, indem sich die Lüge verbreitet, wir Menschen seien durch Hautfarbe, Geschlecht, Zugehörigkeit zu einer Religion, Staatsbürgerschaft oder kulturellen Tradition in unserem Wesen verschieden. Menschen sind schlicht verschieden, weil sie sich voneinander unterscheiden.

Markus Gabriel (*1980) in: Der Sinn des Denkens. Berlin 2018