Ein Hauch der Sache selbst

M y s t i k

Wenn es denn etwas gibt, was sich mit Mystik nicht verträgt, ist es die Geschichte der Mystik – und doch, wer will ausschließen, daß im Reden über etwas, das bloßes Darüber-Reden eigentlich verbietet, ein Hauch der Sache selbst vergegenwärtigt?

Peter Sloterdijk (* 1947) in: Wer noch kein Grau gedacht hat. Eine Farbenlehre. Berlin 2022, S. 231

Gehe den geraden Weg

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Betrachte alles naturgemäße Reden und Tun als deiner würdig. Lass dich also durch keine darauf folgenden Vorwürfe oder das Gerede anderer beeinflussen, vielmehr, wenn etwas gut ist zu tun oder zu sagen, so halte es deiner nicht für unwürdig. Jene haben eben ihren eigenen Sinn und folgen ihrer eigenen Neigung. Danach schaue dich nicht um, sondern gehe den geraden Weg und folge deiner eigenen und der gemeinsamen Natur. Beide haben nur einen Weg.

Mark Aurel (121 – 180) in: Selbstbetrachtungen. Fünftes Buch, Nr. 3

Wahrhaft lautes Denken

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Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen.

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Ein solches Reden ist wahrhaft lautes Denken. Die Reihen der Vorstellungen und ihrer Bezeichnungen gehen nebeneinander fort, und die Gemütsakte, für eins und das andere, kongruieren. Die Sprache ist alsdann keine Fessel, etwa wie ein Hemmschuh an dem Rade des Geistes, sondern wie ein zweites mit ihm parallel fortlaufendes, Rad an seiner Achse.

Heinrich von Kleist (1777 – 1811) in: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden (1805)

Segen oder Fluch

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Die Allermeisten wissen nicht — und manche wollen es nicht wissen — dass Worte und Gedanken für die Wirkung in das Innere des Menschen fast gleichen Wertes sind wie die vollbrachte Tat, und dass sie stets durch all ihr Denken, Reden oder Tun nicht nur ihr eigenes Inneres in guter oder übler Weise formen, sondern auch der Innenwelt der anderen entweder zum Segen werden oder zum Fluch…

BÔ YIN RÂ / Josef Anton Schneiderfranken (1876 – 1943)

Wir alle haben Angst vor der Wahrheit

Dietrich Bonhoeffer | Bild: Archiv

AngWahrheit unterscheidet sich von jeder phrasenhaften Wahrhaftigkeit dadurch, daß sie etwas ganz Bestimmtes will, daß etwas geschieht – nämlich, daß sie den Menschen löst, freimacht. Daß sie dem Menschen auf einmal die Augen darüber öffnet, daß er bisher in der Lüge und der Unfreiheit und Angst gelebt hat und ihm so die Freiheit zurückgibt. Und es ist nun der ganz eindeutige Satz der Bibel, daß der Mensch ganz in der Sklaverei und in der Lüge sei und daß allein die Wahrheit, die von Gott kommt, den Menschen frei mache (Johannes 8, 32).…

Aber es ist schwer, von der Freiheit so zu reden, wie die Bibel es tut. Die Wahrheit wird euch frei machen, das ist zu allen Zeiten unzeitgemäß. … Wir alle haben Angst vor der Wahrheit und diese Angst ist im Grunde unsere Angst vor Gott.

Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945) in: Ökumene, Universität, Pfarramt 1931-1932, DBW Band 11, Seite 456 ff

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: https://www.dietrich-bonhoeffer.net/

Magische Wirkungen

Auch heute trägt die Erde keinen Menschen,
der nicht mit all seinem Denken, Reden oder Tun
tagtäglich und Stunde für Stunde
magische Wirkungen in seinem eigenen Leben
und dem seiner Umwelt zur Auslösung bringen würde.

Bô Yin Râ / Joseph Anton Schneiderfranken (1876 -1943)

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Magische Wirkungen auslösen

 

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Auch heute trägt die Erde keinen Menschen, der nicht mit all seinem Denken, Reden oder Tun tagtäglich und Stunde für Stunde magische Wirkungen in seinem eigenen Leben und dem seiner Umwelt zur Auslösung bringen würde.

Bô Yin Râ / Joseph Anton Schneiderfranken (1876 – 1943)

Jetzt aktuell nachzulesen in: Magische Blätter. Monatsschrift für geistige Lebensgestaltung.CI. Jahrgang, Juni 2020, Heft 5, S. 210

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/

Unser Dasein annehmen

 

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Wir müssen unser Dasein so weit, als es irgend geht, annehmen; alles, auch das Unerhörte, muß darin möglich sein. Das ist im Grunde der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann. Daß die Menschen in diesem Sinne feige waren, hat dem Leben unendlichen Schaden getan; die Erlebnisse, die man «Erscheinungen» nennt, die ganze sogenannte «Geisterwelt», der Tod, alle diese uns so anverwandten Dinge, sind durch die tägliche Abwehr aus dem Leben so sehr hinausgedrängt worden, daß die Sinne, mit denen wir sie fassen könnten, verkümmert sind. Von Gott gar nicht zu reden. …

Brief von Rainer Maria Rilke an Franz Xaver Kappus, 12. August 1904