Schreiten am Rande des Abgrunds

Holzschnitt: HAP Grieshaber / Foto: (c) wak

Als leere Engel, Geschöpfe ohne Schöpfer, Medien ohne Nachricht schreiten wir am Rande des Abgrunds einher. Unser Weg, der ebenso gut gestern oder Jahre zuvor hätte enden können, ist nicht das Ziel und weiß nichts von der Notwendigkeit, außer der seiner Kontingenz. Ein Irrweg trägt uns auf den Pfaden des Identischen vom Selben zum Selben: wohin wir auch gehen, wir schleppen in uns die Wüste, in die wir uns zurückgezogen haben.

Tiqqun in Theorie vom Bloom, Zürich 2003, S. 23

Atem der Weltmitte werden

Simone Weil | Foto: Archiv

 

Äußere Notwendigkeit oder inneres Bedürfnis, beide gebieterisch wie das Atemschöpfen. „Lasst uns zum Atem der Weltmitte werden!“ Selbst wenn ein Brustschmerz einem das Atmen äußerst schmerzhaft macht, so atmen man doch, man kann nicht anders.

Simone Weil (1909 – 1943)

Hannah Buchholz: Frühling 2020 – Haikus

 

Hannah Buchholz
Frühling 2020
Haikus

Schillo-Verlag, München. ISBN: 978-3-944716-46-6 / 13.99 Euro

Eine poetische Chronologie aus jenem Frühling, der so ganz anders war. Die Haikus von Hannah Buchholz regen zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung an – sowohl politisch im Außen als auch zur Selbstreflexion im Inneren. Die Gedichte nehmen die Leser mit auf eine Reise durch ein poetisches Tagebuch.

Lichtvollen Meditationen zur Natur und ihrem Frühlingserwachen stehen kritische Fragen und Anmerkungen zum Umgang mit Corona, Massenhysterie und politischem Wirrwarr gegenüber und spiegeln so die Gedanken und Gefühle wider, die wohl viele in dieser Zeit beschäftig(t)en.

In der »Frühlingshaft« des Jahres 2020 entstanden, zeigt Hannah Buchholz mit diesem Buch die Notwendigkeit auf, die Verhältnisse zu hinterfragen, gegen den Strich zu denken und sich trotz allem immer wieder auch darauf zu besinnen, was diese besondere Jahreszeit, den Frühling, ausmacht.

Hier kann das Buch bestellt werden: https://schillo-verlag.de/produkt/fruehling-2020

Mehr Haikus von Hannah Buchholz gibt es hier: https://hannahbuchholz.wordpress.com/

Alte Mauern und neuer Geist?

neueinhalte

Martin Schneider über die neue Nutzung alter Kirchen in Gelsenkirchen

in der „Süddeutschen“ vom 14. März 2015

Es ist ein Kreuz mit alten Kirchen. In Gelsenkirchen sogar Heilig-Kreuz (und Sankt Georg). Zwei Kirchen, deren ursprünglicher Sinn, darin Messe zu feiern etc. ad acta gelegt wurde. Und was für Kirchen!

http://de.wikipedia.org/wiki/Heilig_Kreuz_%28Gelsenkirchen%29

http://www.lwl.org/kulturatlas/Panorama?0=182625

http://de.wikipedia.org/wiki/St.-Georgs-Kirche_%28Gelsenkirchen%29

Dabei geht es nicht nur darum, dass sakrale Räume aufgegeben und einer neuen Nutzung zugeführt werden.  Die mag so sinnvoll sein wie immer sie will. Genannt werden für die Aufgabe von Gebäuden mit sinnstiftender Funktion immer finanzielle Gründe, die hier z.B. das Bistum Essen dazu bewegen. Und dieses Bistum steht da nicht allein – es ist bundesweit so zur Devise geworden: Was sich nicht „rechnet“ muss weg.

Tragisch daran ist, dass Menschen ein Stück Heimat, ein Ort der Begegnung – mit Gott und mit Menschen, ein Zuhause, ein Stück Sicherheit etc. genommen wird. Menschen, die in diesen Kirchen zum Teil alt geworden sind. Sie werden allein gelassen von einer Institution, deren eigentliche Aufgabe es ist (oder war?), Sinn zu stiften. Aus einer vorgeschobenen finanziellen Notwendigkeit wird so ein pastorales Desaster mit einer nicht nur „metaphysischen“ Heimatlosigkeit. Und ein Stück mehr Kulturverlust.