Gelassenheit können nur jene erreichen…

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Gelassenheit können nur jene erreichen, die ein unerschütterliches und klares Urteilsvermögen haben – der Rest hadert ständig mit seinen Entscheidungen, schwankt hin und her zwischen Ablehnung und Akzeptanz. Woher kommt dieses Für und Wider? Es rührt daher, dass nichts klar ist und sie sich auf den unsichersten Ratgeber verlassen: die öffentliche Meinung.

Seneca (ca. 1 – 65 ) in: Epistulae morales ad Lucilium

Was also ist die Zeit?

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Was also ist die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich aber einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht. Aber zuversichtlich behaupte ich zu wissen, daß es vergangene Zeit nicht gäbe, wenn nichts verginge, und nicht künftige Zeit, wenn nichts herankäme, und nicht gegenwärtige Zeit, wenn nichts seiend wäre.

Augustinus (354 – 430) in: Confessiones, XI. Buch, 14

Fremden Federn zugeschrieben – inspirierende Texte für die Adventszeit ~ 5 | Achte gut auf diesen Tag…

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Achte gut auf diesen Tag,
Denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.

In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit des Daseins:
Die Wonne des Wachsens,
Die Größe der Tat,
Die Herrlichkeit der Kraft.

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
Und das Morgen nur eine Illusion –

Das Heute jedoch, recht gelebt
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glücks
Und jedes Morgen
Zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum gib acht auf diesen Tag.

Autor:
Unbekannter Verfasser; in Sanskrit geschrieben um ca. 1200 v.u.Z.

Zugeschrieben:
Kalidasa (5. Jahrhundert); indischer Dramatiker, Epiker und Dichter
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi beziehungsweise Mevlana wird dieser Text ebenfalls zugeschrieben. Rumi schrieb allerdings die meisten Texte in persischer Sprache, andere in Türkisch und Griechisch.

Geschichte und Quelle:
Der Hinweis auf die frühe Sanskrit-Version findet sich in „Masterpieces of Religious Verse“, das James Dalton Morrison 1948 herausgegeben hat auf S. 301. Er verweist auch auf die Zuschreibung für Kalidasa.

Bücher sind vor allem Gefäße…

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Bücher sind vor allem Gefäße, in denen die Zeit zur Ruhe kommt. Ein wundersamer Trick, durch den die menschliche Intelligenz und Sensibilität die vergänglichen, fließenden Zustände überwunden haben, die die Erfahrung des Lebens ins Nichts des Vergessens sinken ließen.

Emilio Lledó (*1927) in: Los libros y la libertad

Zitiert wird Lledó in dem wunderbaren Buch von Irene Vallejo: Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern. Diogenes-Verlag, Zürich 2022

Uns ein neues Sehen eröffnen

Umschlag des Kataloges der Galerie Boisserée, Köln

Wenn man weiß, dass man nichts weiß,
wenn man aufmerksam ist für das, was man nicht kennt,
wenn man dem Beachtung schenkt, was unbekannt erscheint,
dann erst sind Entdeckungen möglich.
Man muss einen langen Weg zurücklegen, um zu dieser totalen Naivität,
zu dieser Transparenz, dieser Unschuld zu gelangen,
durch die uns ein neues Sehen eröffnet wird.

Pierre Soulages (1919 – 2022)

Hier der Link zum Katalog der Ausstellung: https://www.pierre-soulages.com/wp-content/uploads/2015/04/DOC_CAT_Boisseree_Malereu_und_grafik_2009.pdf

Ewiger Sucher und Finder

Paul Hankamers Lesebuch mit Texten von Jacob Böhme wurde von Ronald Steckel neu herausgegeben

… Er ist ein ewiger Sucher und Finder, als nämlich sich selber in großen Wundern; und was Er findet, das findet Er in der Kraft: Er ist das Eröffnen der Kraft, Sein ist nichts gleich, und Ihn findet nichts, als nur was sich in Ihm aneignet, das gehet in Ihn ein, was sich selber verleugnet, das es sei; so ist der Geist Gottes darinnen Alles, denn es ist Ein Wille im ewigen Nichts, und ist doch in allen, wie Gottes Geist selber.

Jacob Böhme (1575 – 1624) in: Vierzig Fragen von der Seele. 1. Frage 34

In: Das Jacob Böhme Lesebuch. Aus Jacob Böhmes Schriften ausgewählt und eingeleitet von Paul Hankamer (1925). Neu herausgegeben, erweitert und mit einem Glossar versehen von Ronald Steckel (2022), Verlag Magische Blätter, Ronnenberg, S. 160

Mehr hier: https://verlagmagischeblaetter.eu/publikationsreihe/buecher

Jacob Böhme ist unser Zeitgenosse

Alles ist in Bewegung, in ständiger Schöpfung und Vernichtung, in einer immerwährenden Genese, in der nichts stabil und dauerhaft ist. Aber diese Bewegung ist nicht chaotisch oder anarchisch; sie ist strukturiert, organisiert durch eine Ordnung, die sicherlich komplex und subtil, aber dennoch wahrnehmbar ist. Wie Böhme uns immer wieder sagt, „auch Gott ist durch diese Bewegung gezeugt, er ist nicht in der Welt, sondern mit der Welt geboren“. Das Fehlen eines Wertesystems, das an die Komplexität der modernen Welt angepasst ist, könnte uns zur Selbstzerstörung unserer eigenen Art führen. Die Formulierung einer neuen Naturphilosophie scheint mir in diesem Zusammenhang von unmittelbarer Dringlichkeit zu sein. Jacob Boehme ist bei dieser Suche unter uns: Er ist unser Zeitgenosse.

Warum schreiben wir heute über Jacob Böhme? Vorwort von Basarab Nicolescu zu seinem Buch Wissenschaft, Sinn und Evolution – die Kosmologie Jacob Böhmes

Der ganze Beitrag von Basarab Nicolesu kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Mehr spirituelle Impulse täglich hier: https://mystikaktuell.wordpress.com/

Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an

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Kehre ein zu dir selbst und sieh dich an. Und wenn du siehst, dass du noch nicht schön bist, so mache es wie der Bildhauer, der von einer Statue, die schön werden soll, hier etwas fortmeißelt, dort etwas glättet und da etwas reinigt, bis er der Statue ein schönes Gesicht gegeben hat. So mach’ du es auch: Nimm weg, was unnütz, richte gerade, was krumm ist, reinige, was dunkel ist und mache es hell. Lass nicht ab, an deiner eigenen Statue zu wirken, bis dir der göttliche Glanz der Tugend aufleuchtet und du sie auf ihrem heiligen Sockel stehend erblickst. Und wenn du soweit gekommen bist, dann hemmt dich nichts mehr, dann bist du ganz du selbst und ganz und gar reines, wahres Licht. Du bist eins mit dem Schauen, gewinnst Zutrauen zu dir, bist so hoch gestiegen, dass du keine Weisung mehr brauchst.

Plotin (204 – 270) in den „Enneaden“

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Sich lassen und die Angst vor der Welt überwinden

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Sich lassen bedeutet … vor allem ein Zulassen des Vertrauens darauf, daß man auch, wenn man sich in seinem Welt-Ich losläßt, keineswegs in ein Nichts fallen wird. Man wird aufgefangen in einer Verfassung, in der man sich nicht mehr nur auf sich und sein Können verläßt und nicht mehr nur von der Welt her und auf sie hin da ist, sondern vom Wesen her, darin man teilhat am weltüberlegenen Sein. Wer gelernt hat, sich zum Wesen hin loszulassen, hat die Angst vor der Welt überwunden.

Karlfried Graf Dürckheim (1896 – 1988) in: Der Alltag als Übung. Vom Weg der Verwandlung. Bern / Göttingen / Toronto / Seattle, 10 2001,S. 88