… auf sich warten lassen

Utopia von Thomas Morus / Bild: Archiv

Dass alle Verhältnisse sich gut gestalten,
ist nicht möglich,
wenn nicht die Menschen
alle gut sind.

Und das, meine ich,
wird noch eine gar hübsche Weile
auf sich warten lassen.

Thomas Morus (1478 – 1535) in „Utopia“ – Erstes Buch

Goethes „Sorge“

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Kehre nicht in diesem Kreise
Neu und immer neu zurück!
Laß, o laß mir meine Weise,
Gönn’, o gönne mir mein Glück!
Soll ich fliehen? Soll ich’s fassen?
Nun, gezweifelt ist genug.
Willst du mich nicht glücklich lassen,
Sorge, nun so mach’ mich klug!

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Luise Rinser, Jakob Böhme und der Ungrund

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In Rocca hatte ich ihr erzählt, wie wichtig für mich das Wort „Ungrund“ (Un-Grund) von Jakob Böhme geworden sei. Damals war sie erstaunt, dass ich, ein Südländer, mich für die Spekulationen eines hermetischen Norddeutschen des 16. Jahrhunderts begeistern konnte. Auch sie, die Heimatlose, hatte noch solche Vorurteile. Sie meinte, ich scherze, als ich sagte, dass ich das Werk Jakob Böhmes, den Hegel so schwierig fand, wie einen spannenden Roman lese. In Ronda habe sie verstanden, sagte sie dann. Es gebe Urdimensionen, in welchen sich Menschen – von Zufälligkeiten wie Epoche, Nationalität, Sprache unabhängig – frei begegnen können.

Biographisches zu Luise Rinser (1911 – 2002) von José Sánchez de Murillo

Der ganze Beitrag über Luise Rinser kann hier gelesen werden:

XII. MAGISCHE BLÄTTER BUCH | WINTER
CIII. Jahrgang Winter 2022 / 2023 | Spuren (November | Heft 34)

EINZELBUCH, 364 Seiten, 20,00 € (zuzüglich Versandkosten)
ISBN-Nr. 978-3-948-5941-5 2

Herausgeber: Verlag Magische Blätter – Ronnenberg | Schriftleitung: Organisation zur Umwandlung des Kinos

Bestellungen hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu subject: BESTELLEN MAGISCHE BLÄTTER BUCH XII

Ich sehe dich in tausend Bildern

An einer Fassade in Wittenberg/ Foto: (c) wak

Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.

Novalis / Friedrich von Hardenberg (1772 – 1801) in „Geistliche Lieder“

Es liegt in meiner Verantwortung…

Foto: (c) wak

Es liegt in meiner Verantwortung,
mich von dem abzuwenden,
was mir schadet.
Es liegt in meiner Verantwortung,
mich gegen diejenigen zu verteidigen,
die mir schaden.
Es liegt in meiner Verantwortung,
die Verantwortung für das,
was mir widerfährt,
zu übernehmen und meinen Anteil
an den Tatsachen zu kennen.

Jorge Bucay (* 1949)

Gefunden habe ich dieses Zitat hier: https://gedankenwelt.de/zitate-von-jorge-bucay-die-zur-reflexion-einladen/

Meine Seele ist ein verborgenes Orchester…

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Meine Seele ist ein verborgenes Orchester;
ich weiß nicht, welche Instrumente,
Geigen und Harfen, Pauken und Trommeln,
es in mir spielen und dröhnen lässt.ich,
Ich kenne mich nur als Symphonie.

Fernando Pessoa (1888 – 1935) in seinem „Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“

Wahrhaft lautes Denken

Foto: (c) wak

Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen.

..

Ein solches Reden ist wahrhaft lautes Denken. Die Reihen der Vorstellungen und ihrer Bezeichnungen gehen nebeneinander fort, und die Gemütsakte, für eins und das andere, kongruieren. Die Sprache ist alsdann keine Fessel, etwa wie ein Hemmschuh an dem Rade des Geistes, sondern wie ein zweites mit ihm parallel fortlaufendes, Rad an seiner Achse.

Heinrich von Kleist (1777 – 1811) in: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden (1805)

Else Lasker-Schüler: Ein alter Tibetteppich

Foto: © wak

 

Deine Seele, die die meine liebet,
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
Maschentausendabertausendweit.

Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?

Else Lasker-Schüler (1869 – 1945)