Meditation als Quelle der Weisheit: das verbindet den europäischen Mystiker Jacob Böhme (1575–1624) mit dem japanischen Zen-Buddhismus. Diese Geistesverwandtschaft zeigt der Klangkünstler Johannes S. Sistermanns in einer Komposition aus Geräuschen und Stimmen.
„Jacob Räume Zen“ verknüpft die Texte und visionären Bilder von Jacob Böhme mit Erfahrungen und Aussagen des Zen-Buddhismus. Die geistige Nähe dieser geografisch so entfernten Welten nutzt Johannes S. Sistermanns, um die jeweiligen Klangräume miteinander in Berührung zu bringen. Böhmes Texte werden aus seiner Heimatstadt Görlitz in japanische Alltags- und Klosterräume versetzt. Worte von Zen-Mönchen reisen akustisch von Japan in die Lebensräume Jacob Böhmes. Im Verlauf des Stückes verweben sich die Klänge allmählich miteinander. Sie schaffen eine Atmosphäre des begriffslosen Erkennens, in der Böhmes Erfahrungen wortlos aufgehen.
Jacob Räume Zen Hörstück in Räumen, Klängen, Gedanken und Geräuschen Von Johannes S. Sistermanns Mit: Naomi Grundke (Sopran), Wolfgang Schliemann (Schlagzeug), Takeshi Shinohara (Shakuhachi), Zuiten Kashida (Rezitation), Josef Grochalla und Stefan Fricke (Stimmen und Schritte)
Die besondere Aufgabe der Meditation besteht in der Wiedervereinigung der inneren mit der äußeren Welt, anstatt die eine um der anderen willen zu verleugnen. Meditation bedeutet nicht, vor der Welt zu fliehen. Vielmehr ist sie ein Mittel, um tieferen Einblick in eben diese Welt zu erhalten, ungehindert durch Vorurteile oder vertraute Gewohnheitsmuster, die uns blind machen gegenüber den Wundern und tiefen Mysterien ringsum.
Aus dem Text „Meditation“ von Anagarika Govinda
Der vollständige Beitrag von Anagarika Govinda kann hier gelesen werden:
Nichts ist alleinstehend in dieser Welt. Vom Lichtpartikel führt ein Weg zur Relativität, von der Schwerkraft ein Weg zur Planckschen Konstante, vom Blatt, das der Wind vor sich hinwirbelt, zum Baum und zur Knospe, die ihn von neuem hervorbringend wird, kurz zur Dynamik des Lebens. Alles Existierende spiegelt in seiner Weise den Rhythmus einer ewigen Bewegung wider, denn das kosmische Gesetz überbrückt den Abgrund, der scheinbar das unendlich Kleine vom unendlich Großen trennt. Es enthüllt das Wirken einer allumfassenden Harmonie, die sich dem Mystiker in seiner Meditation offenbart.
Frédéric Lionel (1908 – 1999) in: Abendland. Hüter der Flamme. Remagen, o.J., S. 29
Meditation ist vom Leben nicht getrennt. Sie ist das wahre Wesen des Lebens, das wahre Wesen des täglichen Lebens. Auf jene Glocke zu lauschen, das Lachen jenes Bauern zu hören, wenn er mit seiner Frau vorbeigeht, auf den Klang der Fahrradklingel des kleinen Mädchens zu hören, wenn es vorbeifährt: Meditation öffnet dir das ganze Leben, und nicht nur ein Fragment davon.
Hörspielreihe nach Texten von Theologia Deutsch, Novalis, Huang Bo Xiyun, Ramana Maharshi, Meister Eckhart, Jacob Böhme & Yoshida Kenkô
HÖRSPIELREIHE, 7h 15Min. 75,00€
Das erste Hörspiel „Die Sprache ist Delphi & Novalis träumt“ startete 1981 mit Textfragmenten des deutschen Dichters Novalis. In den Jahren darauf folgten „Der Eine Geist“ des chinesischen Zen-Meisters Huang Bo Xiyun, „Hommage à Ramana“ über den indischen Weisen Ramana Maharshi, „Vom Edlen Menschen“ von Meister Eckart, Höre Du blinder Mensch & Vom übersinnlichen Leben“ von Jacob Böhme und „Betrachtungen aus der Stille“ des japanischen Mönchs Yoshida Kenkô. Nun schließt die beliebte 7-teilige Hörspielreihe mit der Vertonung der „Theologia Deutsch“, welche das erste Mal 1516 von Martin Luther herausgegeben wurde, und der in seiner Wertschätzung mitteilte, dass diese Schrift ihn, nach der Bibel und den Confessiones von Augustinus von Hippo, am meisten über die Wirklichkeit der Welt lehrte.
Die Klangkunst- und Stimmcollagen mit den bekannten Stimmen u.a. von Michael König, Linda Olsansky, Max Hoppe und Martin Engler bewegen sich durch das Weltall, umfassen Kosmologie, Religion, Christentum, Advaita-Vedanta, Zen-Buddhismus und Meditation. Allgemeine Lehre von den Wissenschaften, Systematik, Über die Logik, Philosophie, Mathematik, Raum und Zeit, Physik, Chemie, Mineralogie, Geognosie, Geographie, Organologie, Physiologie, Medizin, Psychologie, Philologie, Sprache, Musik, Poetik, Kunstlehre, Staat und Recht, Kriegskunst, Pädagogik, Moral, Menschenlehre, Die magische Wissenschaft.
Der erste Tonträger überhaupt in der Geschichte war ein Hörbuch in Jahre 1877, noch vor allen Musikaufnahmen. 1923 ging in Berlin die erste deutsche Radiostation on air. Die preisgekrönten Werke des Autors und Komponisten Ronald Steckel, der über 40 Hörspiele und Filme produzierte, haben die deutsche Hörspielgeschichte und Entstehungszeit des Rundfunks und Films maßgeblich mitgeprägt.
Über sieben Stunden Hörgenuss! Bestellbar ist die Hörspielreihe „Über die Wirklichkeit“ als 7-teilige MP3 und CD Reihe
* Zahlungen an das Konto Verlag MAGISCHE BLÄTTER IBAN DE5725 05000 00151 804747
In der Stille am offenen Fenster Sitze ich in formeller Meditation, Trage mein Mönchsobergewand. Nabel und Nase in einer Linie, Ohren parallel zu den Schultern. Mondlicht durchflutet den Raum; Der Regen hat aufgehört, Aber vom Dachvorsprung tropft es und tropft. Vollkommen dieser Augenblick — In der unermeßlichen Leere vertieft sich mein Verstehen.
Nichts ist alleinstehend in dieser Welt. Vom Lichtpartikel führt ein Weg zur Relativität, von der Schwerkraft ein Weg zur Planckschen Konstante, vom Blatt, das der Wind vor sich hinwirbelt, zum Baum und zur Knospe, die ihn von neuem hervorbringen wird, kurz zur Dynamik des Lebens. Alles Existierende spiegelt in seiner Weise den Rhythmus einer ewigen Bewegung wider, denn das kosmische Gesetz überbrückt den Abgrund, der scheinbar das unendlich Kleine vom unendlich Großen trennt. Es enthüllt das Wirken einer allumfassenden Harmonie, die sich dem Mystiker in seiner Meditation offenbart.
Frederic Lionel (1908 – 1999) in: Abendland. Hüter der Flamme. Remagen, o.J., S. 29
Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharfdenkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es ihm selber allererst erzählen.
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Ein solches Reden ist wahrhaft lautes Denken. Die Reihen der Vorstellungen und ihrer Bezeichnungen gehen nebeneinander fort, und die Gemütsakte, für eins und das andere, kongruieren. Die Sprache ist alsdann keine Fessel, etwa wie ein Hemmschuh an dem Rade des Geistes, sondern wie ein zweites mit ihm parallel fortlaufendes, Rad an seiner Achse.
Heinrich von Kleist (1777 – 1811) in: Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden (1805)
Wer mit Alkohol mißbräuchlich zu tun hat, der weiß in seinem Innersten: Alkoholiker ist man lebenslang! Irritiert? Nicht nötig! Blicken wir gemeinsam darauf, was es wirklich auf sich hat mit abstinent, trocken und nüchtern.
Abstinent: Das Wort Abstinenz ist aus dem lateinischen Wort „abstinere“ abgeleitet, das sich enthalten, sich fernhalten bedeutet. Für Abstinenz können beispielsweise ideologische wie gesellschaftliche Aspekte eine Rolle spielen wie die Abstinenzbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts zeigen. Abstinenz ist allerdings erst einmal die einfache Beschreibung dafür, nicht mehr zu trinken, keinen Alkohol mehr zu konsumieren. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Aber ist es damit schon getan, „trocken“ zu werden? Ist mit Abstinenz allein der „Schalter“ schon umgelegt? Ich denke, dass nicht…
Trocken: Vom Wort her bedeutet „trocken“ nur „ohne Feuchtigkeit“. Für den Alkoholiker ist diese Feuchtigkeit Bier, Sekt, Wein, Schnaps. Ist er „trocken“, so verzichtet er auf diese Spirituosen, trinkt sie nicht – er ist dann ein „trockener Alkoholiker“. Aber es gilt auch: wer „trocken“ ist, ist damit nicht gleich „nüchtern“. Wird doch sprichwörtlich gesagt, dass jemand, der eine „trockene Leber“ hat, gern mal einen trinkt; klingt fast wie ein Paradoxon…
Nüchtern: „Durch Alkoholgenuss nicht beeinträchtigt“ – mit dieser Formulierung beschreibt ein Wörterbuch der Deutschen Sprache den Begriff „Nüchtern“. Klarer und deutlicher kann es wohl nicht formuliert werden. Konkret heißt das vor allem: innere Klarheit.
Um zu dieser Klarheit zu kommen, der inneren Nüchternheit, ist Meditation ein täglicher Wegbegleiter.
In seinem Buch „Mut und Gnade“ schreibt Ken Wilber (*1949): „Ich möchte aber hervorheben, dass Meditation an sich eine spirituelle Praxis ist und immer war. Sie mag christlich, buddhistisch, hinduistisch, taoistisch oder muslimisch sein – immer ist sie der Weg der Seele nach innen, wo sie schliesslich ihr Einssein mit dem Göttlichen findet.“ Nur auf den ersten Blick scheint das eine Einbahnstraße auf dem Weg nach innen zu sein. Doch dieser verkürzte Blick täuscht. Denn aus dem Weg nach innen wird – wie beim Labyrinth – der Weg nach außen.
Mir persönlich hilft da immer jener Text, den Reinhold Niebuhr (1892 – 1971) uns hinterlassen hat:
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Eine ganzheitliche Spiritualität bezieht den Körper in unseren inneren und äußeren Entwicklungsprozess ein. Sie verbindet ihn mit dem Geist durch Gebet, Meditation, spirituelle Gesänge, Liturgien, spirituelles Lesen, Yoga, diverse Kampfünste, Laufen, Wandern oder den Aufenthalt in der freien Natur. Gleichzeitig liefert eine ganzheitliche Spiritualität den „Input“, den Kunst, Musik und Dichtung zu unserem spirituellen Leben beitragen können. Eine vollständige Spiritualität wird durch diese kreativen Wege bereichert und steht auch in enger Verbindung zur Natur. Sie sorgt dafür, dass wir mit allen Wesen in Frieden leben.
Wayne Teasdale (1945 – 2004) in: Das mystische Herz. Spirituelle Brücken bauen. 2004, o.O., S. 286