
Schlagwort: Laub
Winter

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Tale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren.
Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen
Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) in: Sämtliche Gedichte, 1806-1843
Die Blätter fielen…
Die Blätter fielen. Nichts begehr ich mehr,
als diesem welken Laube gleich zu liegen,
ganz ohne Wiederkehr, nichts wissen mehr
von meines Lebens Kämpfen, Stürzen, Siegen.
Max Herrmann-Neiße (1886 – 1941)
Zitiert in dem Beitrag „Die Lebenden“ – Rückblick und Vorschau von Paul Raabe
Der vollständige Text ist hier nachzulesen:
MAGISCHE BLÄTTER
CI. JAHRGANG HERBST 2020
3. Quartalsausgabe August, September, Oktober, gebunden
ISBN.Nr. 978 -3-948594-03-9
HEFT 9 | Oktober 2020
TITELTHEMA: DIE LEBENDEN
https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter
Bestellt werden können die Magischen Blätter hier: kontakt@verlagmagischeblaetter.eu
HerbstLaub
Ich sah empor, und sah in allen Räumen Eines
Ich sah empor, und sah in allen Räumen Eines;
Hinab ins Meer, und sah in allen Wellenschäumen Eines.
Ich sah in’s Herz, es war ein Meer, ein Raum der Welten,
Voll tausend Träum‘; ich sah in allen Träumen Eines.
Du bist das Erste, Letzte, Äußre, Innre, Ganze;
Es strahlt dein Licht in allen Farbensäumen Eines.
Du schaust von Ostens Grenze bis zur Grenz‘ im Westen,
Dir blüht das Laub an allen grünen Bäumen Eines.
Vier widerspenst’ge Thiere ziehn den Weltenwagen;
Du zügelst sie, sie sind an deinen Zäumen Eines.
Luft, Feuer, Erd‘ und Wasser sind in Eins geschmolzen
In deiner Furcht, daß dir nicht wagt zu bäumen Eines.
Der Herzen alles Lebens zwischen Erd‘ und Himmel,
Anbetung dir zu schlagen soll nicht säumen Eines!
Mevlana Dschelaleddin Rumi (1207-1273) / Übersetzung von Friedrich Rückert 1819)