Joseph Beuys: 72 Begriffe zu Leben, Denken und Arbeiten

Joseph Beuys äussert sich in diesen kurzen Ausschnitten im Originalton anhand von 72 Begriffen zu seinem Leben, Denken und Arbeiten. Verwendet wurden dabei Gespräche, Vorträge und Diskussionen

Teil I: Akademie / Analyse / Anthroposophie / Arbeit(im Kapitalismus)/ Beistehen / Bewusstseinserweiterung / Blindheit / Denken hier! / Einkommen/ Entwicklung / Erstarrung/ Erweiterter Kunstbegriff  / Existentielle Krise / Fett / Filz / Fliegerei / Fluxus/ Freiheit / Gefühle/ Geldmacht/ Gesellschaftssystem / „Gesetz“ / Glück/ Grösse des Menschen  / Hauptgesetze / Höhere Formen des Denkens / Honig / „Honigpumpe“/ Individuation/ Innere Fragen/ „Jeder Mensch ist ein Künstler“/ Kreuz / Kriegserlebnisse/ Kunst / Lachen / Lehmbruck, Wilhelm

Teil 2: Lehrer & Schüler  / Märchenerzähler / Marx, Karl / Mataré, Ewald / Materialismus / „Menschen-Bäume“ / Metamorphose / Neue Denkwege / Nischenexistenz/ „Palazzo Regale“ / Plastik / Politik  / Privilegien / Provokation  / Prozess / Revolution/ Schamanismus / Scharlatan / Schlechte Kunst  / „Schütze die Flamme“ / Selbstbestimmung / Selbstheilung / Sich verschleissen/ Sonnenstaat / Spinner  / „Theater mit dem Hut“ / Theoretische Inhalte / Tragikomödie / Unzufriedenheit  / Utopie/ Vater  / Verstehen (der Kunst) / Weltwahrheit / „wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“/ Zirkus

Das einzige was sich lohnt aufzurichten ist die menschliche Seele

Film von Rüdiger Sünner | https://www.ruedigersuenner.de/Beuysfilm.html

 

Die Kunst von Joseph Beuys ist eine zutiefst spirituell motivierte Kunst. Nicht nur, weil er sich zeitlebens für Mythologie, Alchemie, Schamanismus, Anthroposophie und Traditionen eines keltischen Christentums interessierte, sondern weil Beuys die Aufgabe des Künstlers im Aufzeigen der Traumata seiner Zeit und der Initiation von Heilungsprozessen sah. Er reagierte damit auf psychische und ökologische Beschädigungen, die in unserer heutigen Gesellschaft sogar noch zugenommen haben.

Mit Rhea Thönges-Stringaris, Sonja Mataré, Franz Joseph van der Grinten, Volker Harlan, Rainer Rappmann, Johannes Stüttgen und Wolfgang Zumdick. Sprecher: Hans-Peter Bögel, Klavier: Christian Fries (aus den Goldbergvariationen von J.S.Bach)

https://absolutmedien.de/film/491/Zeige%2Bdeine%2BWunde%2B-%2BKunst%2Bund%2BSpiritualitaet%2Bbei%2BJoseph%2BBeuys

Konfuzius: Worauf alles ankommt

Staatsregierung: Die Richtigstellung der Begriffe

Dsï Lu sprach: »Der Fürst von We wartet auf den Meister, um die Regierung auszuüben. Was würde der Meister zuerst in Angriff nehmen?« Der Meister sprach: »Sicherlich die Richtigstellung der Begriffe.« Dsï Lu sprach: »Darum sollte es sich handeln? Da hat der Meister weit gefehlt! Warum denn deren Richtigstellung?« Der Meister sprach: »Wie roh du bist, Yu! Der Edle lässt das, was er nicht versteht, sozusagen beiseite. Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, dass er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, dass in seinen Worten irgendetwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.«

Konfuzius (ca. 551 – 479 v.u.Z.)  Gespräche | Lun yü. Buch XIII, 3. Staatsregierung III: Die Richtigstellung der Begriffe. München 2005, S. 117

Versuche zueinander vorzustoßen

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Die Kunst ist eine Metasprache,
mit deren Hilfe die Menschen
zueinander vorzustoßen versuchen,
in der sie Mitteilungen
über sich selbst machen
und sich fremde Erfahrungen aneignen.

Andrej Tarkowskij (1932 – 1986) in: Die versiegelte Zeit / Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films, II. Die Kunst als Sehnsucht nach dem Idealen, S. 45, Ullstein, Berlin, 1988

Dies und mehr zu Tarkowskij, Bô Yin Râ und anderen ist hier zu lesen:

MAGISCHE BLÄTTER
CI. JAHRGANG HERBST 2020
3. Quartalsausgabe August, September, Oktober, gebunden
ISBN.Nr. 978 -3-948594-03-9

HEFT 7 | August 2020 | TITELTHEMA: KUNST

https://verlagmagischeblaetter.eu/monatsschrift/magische-blaetter

Blau: Die Farbe des Himmels

Foto: © wak

Je tiefer das Blau wird,
desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche,
weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem
und schließlich Übersinnlichem.
Es ist die Farbe des Himmels,
so wie wir ihn uns vorstellen
bei dem Klange des Wortes Himmel.

Wassily Kandinsky (1866 – 1944) in: Über das Geistige in der Kunst. 3. Auflage 1912, S.77

Geistige Kräfte im besten Fall unterschätzt

Die Menschen legen zu diesen stummen und blinden Zeiten einen besonderen ausschließlichen Wert auf äußerliche Erfolge, sie kümmern sich nur um materielle Güter und begrüßen einen technischen Fortschritt, welcher nur dem Leibe dient und dienen kann, als eine große Tat. Die rein geistigen Kräfte werden im besten Falle unterschätzt, sonst überhaupt nicht bemerkt.

Wassilij Kandinsky (1866 – 1944) in: Über das Geistige in der Kunst

Naturmystik und künstlerisches Streben

Da jegliche Künstübung ihren tiefsten, tragenden Grund in einer Lebensauffassung, einer Weltanschauung findet, und da die hier vereinigten Künstler ihrer Mehrzahl nach einer Naturmystik nahestanden, die in Jakob Böhme ihren hohen klassischen Vertreter hat, da überdies Görlitz die Stätte des Lebens und Wirkens dieses erst neuerdings wieder in seiner tiefen Bedeutung erkannten Seelenkünders war, so wählte man den Namen dieses großen Görlitzers als Symbol für das hier vorliegende künstlerische Streben.“

Neuer Görlitzer Anzeiger vom 5. Juni 1921

 

Jetzt erschienen in den neuen „Magischen Blättern“, April 2020, Heft 3, S. 138 – 139

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