Wer seiner Seele auf den Grund kommt, der erkennt sein eigentliches Wesen. Erkenntnis dieses eigentlichen Wesens ist Gotteserkenntnis. Wer seine Seele bewahrt, der nährt sein eigentliches Wesen und dient dadurch Gott.
Meng Zi (um 370 v. u. Z.– um 290 v.u.Z.) in: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K’o
Bücher sind vor allem Gefäße, in denen die Zeit zur Ruhe kommt. Ein wundersamer Trick, durch den die menschliche Intelligenz und Sensibilität die vergänglichen, fließenden Zustände überwunden haben, die die Erfahrung des Lebens ins Nichts des Vergessens sinken ließen.
Emilio Lledó (*1927) in: Los libros y la libertad
Zitiert wird Lledó in dem wunderbaren Buch von Irene Vallejo: Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern. Diogenes-Verlag, Zürich 2022
Mein Wille hat kein Ziel, und ich weiß nicht, wohin ich komme.
Ich gehe und komme und weiß nicht, wo ich Halt mache.
Ich wandere hin und her und weiß nicht, wo es endet.
Schwebend überlasse ich mich dem unendlichen Raum…
Tschuangs-Tse / Dschuang Dsi / Zhuangzi (Buch XXII, Nr. 5: Wo ist der Sinn)
Die Zeitschrift „Der Kunde“, deren Titelseite des 1. Jahres 1928, Nr. 9/10, zu sehen ist, war das Organ der „Bruderschaft der Vagabunden“. Ab dem Frühjahr 1927 wurde sie vom Balinger Landstreicher und Schriftsteller Gustav Brügel herausgegeben. Gregor Gog wurde erst Schriftleiter und dann Herausgeber.Der Name der Zeitschrift bezog sich auf der seit dem frühen 19. Jahrhundert belegten rotwelschen Bezeichnung Kunde für „wandernder Handwerksbursche, Bettler, Landstreicher“. Die Ausgabe kostete 30 Pfennig. Es gab aber auch den Hinweis: „Kunden, die unterwegs sind, bezahlen nichts“. Unter anderem erschienen in der Zeitschrift Texte von Franz von Assisi, Ghandi, Jesus, Knut Hamsun.
Gedenktafel am Erfurter Predigerkloster für Meister Eckhart (1260 – 1328) / Foto: (c) wak
Es ist das unvermeidbare Schicksal der Mystik und ihrer Heiligen, zwischen Aufschwung und Absturz, zwischen religiöser Klassizität und kirchlicher Verdammung wie auf Messers Schneide hingehen zu müssen. Das tragische Schicksal des Meisters selbst liegt in diesem Sachverhalt beschlossen. Der in Gott ruhende Meister Eckehart ist aber auch im geistesgeschichtlichen Sinn kein Gewesener. Er ist vielmehr mit der ganzen Wucht seiner Gotteskindschafts-Verkündigung ein kaum erst geahnter Künftiger, ein geistig erst Kommender.
Dieser allgegenwärtig in Gott ruhende Meister Eckehart hat bei Lebzeiten seine Gegner in heiliger Einfalt nicht „erkannt“. Er spricht auch heute noch zu ihnen mit jedem seiner kämpferischen Worte:
„Die ihr euch an mir wie auch immer ärgert, ihr kennt euch selbst nicht, ihr kennt mich nicht. Denn: ihr kommt im Umkreis wahren Gotterlebens gar nicht vor.“
Friedrich Alfred Schmid Noerr in seiner Einleitung zu Meister Eckehart: Vom Wunder der Seele. Eine Auswahl aus den Traktaten und Predigten. Stuttgart 1963, S. 10-11
… Und offenbaret hat dein Herr der Biene: „Nimm in Bergklüften deine Wohnung, In Bäumen, und in dem was Menschen aufbaun. Und geh die Wege deines Herrn in Demuth“, Aus ihrem Innern kommt ein Saft Von mannigfacher Farbe, In ihm ist Heilung für die Menschen …
al-Qur’ân : Die 16. Sure : Die Bienen Friedrich Rückert (1836-1839)
Mystiker, Weise und Psychologen sprechen zwar eine verschiedene Sprache, kommen aber zum selben Resulat: „Kenne dich selbst und du wirst das Universum und die Götter kennen“. Es ist dies der Schlüssel einer allumfassenden Einsicht einer übersinnlichen Wahrheit jenseits des Wissens, das nur ein Stützpunkt ist auf dem Weg zum Vater.
Ich … bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. Man kann fast überall bloß deswegen nicht recht auf die Beine kommen und auf den Beinen bleiben, weil man zuviel fährt. Wer zuviel in dem Wagen sitzt, mit dem kann es nicht ordentlich gehen. Das Gefühl dieser Wahrheit scheint unaustilgbar zu sein.
Johann Gottfried Seume (1763–1810) in „Mein Sommer“ / 1805
…ich sprach in dieser Weise: dass der Mensch ein Gott in allen Dingen suchender und ein Gott zu aller Zeit und an allen Stätten und bei allen Leuten in allen Weisen findender Mensch werden müßte. Darin kann man allzeit ohne Unterlaß zunehmen und wachsen und nimmer an ein Ende kommen des Zunehmens.
Meister Eckhart (1260 bis 1328) in „Reden der Unterweisung“, XXII