Allem Leben dienen

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Die Welt- und Lebensbejahung hält den Menschen dazu an, dem Nebenmenschen, der Gesellschaft, dem Volke, der Menschheit und überhaupt allem Leben in höchstem Wollen und Hoffen zu dienen. Die Welt- und Lebensverneinung bringt der Welt kein Interesse entgegen, sondern sieht das Sein für ein Spiel an, das mitzumachen eine Torheit ist.

Albert Schweitzer, 1943

Sich nicht von den Nebelschwaden beirren lassen

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Die alte jüdische Legende von den 36 unbekannten Gerechten, die immer da sind und ohne deren Anwesenheit die Welt in Scherben fiele, sagt letztlich darüber etwas aus, wie notwendig solch ‚edelmütiges‘ Verhalten beim normalen Gang der Dinge ist. In einer Welt wie der unseren, in welcher die Politik in einigen Ländern es längst nicht mehr bei anrüchigen Seitensprüngen beläßt, sondern eine neue Stufe der Kriminalität erklommen hat, hat jedoch die kompromißlose Moralität plötzlich ihre alte Funktion, bloß die Welt zusammenzuhalten, verändert und ist zum einzigen Mittel geworden, mit dem die eigentliche Realität – im Gegensatz zur von Verbrechen entstellten und im Grunde nur kurzlebigen Faktizität – erkannt und planvoll gestaltet werden kann. Nur diejenigen, die noch in der Lage sind, sich nicht von den Nebelschwaden beirren zu lassen, die aus dem Nichts fruchtloser Gewalt hervortreten und sich wieder dorthin verflüchtigen, können mit so gewichtigen Dingen wie den ständigen Interessen und der Frage des politischen Überlebens einer Nation betraut werden.

Hannah Arendt: Frieden oder Waffenstillstand im Nahen Osten? In Hannah Arendt: Israel, Palästina und der Antisemitismus, Wagenbach. Berlin 1991, S. 39–75, hier S. 68

Friedhelm Hengsbach SJ 75 Jahre

75 Jahre alt wird heute der Jesuit Friedhelm Hengsbach. Der in Dortmund geborene hervor-ragende Repräsentant der Katholischen Soziallehre stand  von 1992 bis 2006 dem nach dem Nestor der katholischen Soziallehre benannten Oswald-von-Nell-Breuning-Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik vor. Heute lebt Hengsbach in einer Jesuiten-Kommunität in Ludwigshafen.

Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:

„Die Finanzmärkte, deren spekulative Attacken sich auf Devisen-, Nahrungsmittel- und Anleihemärkten austoben. Der Kern der aktuellen Krise ist der ‚Krieg‘ zwischen privater Kapitalmacht und demokratisch legitimierten Staaten. Oder der grundlegende Konflikt zwischen Privatinteressen und dem öffentlichen Interesse. Dieser Konflikt wird auch auf den Arbeitsmärkten ausgetragen. Die Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland sind entregelt worden.

Trotz des Jobwunders werden Niedriglöhne gezahlt, die Altersarmut erzeugen. Der monetäre Konflikt verschärft die Konkurrenz um die knappen Böden, die zur Energiegewinnung statt für Nahrungsmittel genutzt werden. Und die Digitalisierung der Finanzmärkte löst einen zusätzlichen Beschleunigungsschub aus. Quartalsgewinne garantieren keine Nachhaltigkeit.“

P. Friedhelm Hengsbach S.J. im Gespräch mit dem Domradio, Köln. Das komplette Interview hier:

http://www.domradio.de/aktuell/82918/beunruhigt-ueber-kirche-und-finanzmaerkte.html