Lindernde Salbe für innere Risse

Skulptur von Wilhelm Lehmbruck / Foto: (c) wak

Wenn wir mit den brüchigen Instrumenten der Analyse in uns stochern und bohren, können wir uns schwersten Schaden zufügen. Einzig die Stimme innigen Gebets kann diesen ernsthaften inneren Rissen lindernde Salbe auftragen und ihnen die Gifte des Schmerzes entziehen. In Erfahrung zu bringen, was zum Zeitpunkt einer solchen Verletzung genau geschah, kann eine große Hilfe bedeuten; kennen wir ihre Ursachen, wird uns auch die innere Struktur der Wunde klarer. Echte Heilung aber ist eine ganz andere Sache. Wie alle großen Ereignisse der Seele, erreicht sie uns aus einer Richtung, die wir weder voraussehen noch ahnen können.

John O’Donohue ( 1954 – 2008)

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Meine Seele ist ein verborgenes Orchester…

Foto: (c) wak

Meine Seele ist ein verborgenes Orchester;
ich weiß nicht, welche Instrumente,
Geigen und Harfen, Pauken und Trommeln,
es in mir spielen und dröhnen lässt.ich,
Ich kenne mich nur als Symphonie.

Fernando Pessoa (1888 – 1935) in seinem „Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“

Nicht zugleich Heiliger und Schriftsteller sein

… Daher ist die Literatur, deren Funktion eine weltliche ist, mit der Geistlichkeit nicht vereinbar; die eine ist Umweg, Ornament, Schleier, die andere Unmittelbarkeit, Blöße: weshalb man nicht zugleich Heiliger und Schriftsteller sein kann. So ist der Text des Ignatius, meint man, geläutert von jeder Berührung mit den Verführungen und Illusionen der Form, kaum Sprache: er ist einfach der neutrale Weg, der die Vermittlung einer geistigen Erfahrung gewährleistet. Und so bestätigt sich wieder einmal der Platz, den unsere Gesellschaft der Sprache zuweist: sie ist entweder Dekoration oder Instrument.

Roland Barthes über die „Exerzitien“ des Ignatius von Loyola. In: Sade Fourier, Loyola, Frankfurt/M. 1974