Gib Deinen Frieden

Engel von HAP Grieshaber – Holzschnitt / Foto: (c) wak

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
der vollkommen und ewig ist, auf dass unsere Seelen Frieden ausstrahlen mögen.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
auf dass unser Denken, Sprechen und Handeln in Einklang sein möge.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
auf dass wir zufrieden und dankbar sein mögen, für Deine reichlichen Gaben.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
auf dass wir inmitten unseres weltlichen Streites uns Deiner Seligkeit erfreuen mögen.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
auf dass wir alles ertragen, alles erdulden mögen, im Gedanken an Deine Gnade und Barmherzigkeit.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
auf dass unser Leben dem Göttlichen Bilde entsprechen möge und alle Dunkelheit in Deinem Lichte vergehe.

Gib Deinen Frieden, oh Herr,
unser Vater und Mutter, auf dass wir, Deine Kinder auf Erden, uns vereinigen in einer einzigen Familie.

Amen

Hazrat Inayat Khan (1882 – 1927)

Gefunden habe ich dieses Friedensgebet hier: https://www.sufismus.ch/friedensgebet.php

Wege aus dem Leiden

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Es gibt einen Weg aus dem Leiden heraus auf unterschiedlichen Pfaden. Zum Beispiel mit der rechten Absicht. Sie ist kein Wünschen oder Begehren, weil beide aus Unkenntnis entstehen. Sie ist eine Art des Wünschens nach Erleuchtung, aber nicht im Sinne von wünschen, um etwas zu erhalten. Auch das rechte Sprechen, das meint, das eigene Sprechen zu verantworten. Es ist situationsgerecht, es berücksichtigt Personen, Orte und Zeiten. Es ist dann verantwortet, wenn es Leben mehrt denn mindert. Es fordert, dass wir Menschen sorgfältig miteinander umgehen. Und auch das rechte Handeln. Es meint, das eigene Handeln stets zu verantworten. Es untersteht den gleichen Regeln wie das rechte Sprechen.

Rupert Lay SJ (1929 – 2023) in seinem Buch Nachkirchliches Christentum, 1995, Seite 87

Zeit zu Handeln

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Die Zeit zum Handeln jedesmal verpassen
Nennt ihr: die Dinge sich entwickeln lassen.
Was hat sich denn entwickelt, sagt mir an,
Das man zur rechten Stunde nicht getan?

Emmanuel Geibel (1815–1884)

Die Natur handelt nicht nach Zwecken

Foto: (c) wak

Die Natur handelt nicht nach Zwecken, sie reibt sich nicht in einer unendlichen Reihe von Zwecken auf, von denen der eine den anderen bedingt; sondern sie ist in allen ihren Äußerungen sich unmittelbar selbst genug. Alles, was ist, ist um seiner selbst willen da.

Georg Büchner (1813 – 1837): Über Schädelnerven. Probevorlesung in Zürich, 5. November 1836

Mehr zu Büchner hier: http://buechnerportal.de/

Welt in Vorbereitung

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Sei dir erst deiner selbst im Innern bewusst, dann denke und handle. Alles lebendige Denken ist eine Welt in Vorbereitung; alles wirkliche Tun ist ein offenbarter Gedanke. Die stoffliche Welt besteht, weil eine Idee in göttlicher Selbstbewusstheit zu spielen begann.

Aurobindo (1872 – 1950)

Mitgefühl zerreißt die Blase des Ich

Buchcover

Wenn du nicht in der Blase der Selbstbezogenheit gefangen bist und nicht immer alles auf dich beziehst, dann hört dein Ich auf, sich bedroht zu fühlen. Du hast nicht mehr ständig das Gefühl, dich verteidigen zu müssen, du bist weniger ängstlich, und du machst dir nicht dauernd Sorgen um dich. Je mehr dieses Gefühl der Verunsicherung schwindet, desto mehr zerfallen die Mauern, die das Ich um sich herum errichtet hatte. Du wirst leichter zugänglich für andere, und du bist bereit, zu ihrem Wohl zu handeln. Das Mitgefühl zerreißt die Blase des Ich.

Matthieu Ricard (*1946)

https://www.suhrkamp.de/buch/hirnforschung-und-meditation-t-9783518260043

Regieren mit Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit

Bild: Archiv

So muß einer, der da will regieren, die Herzen der Menschen sehen; und nach demselbigen Wissen zu handeln. Darum: sieht er in ihr Herz nit, so regiert er irrig und schwer, und ist dem Land übel und Schad. — Darum soll ein Obrigkeit auf drei Stücke gehen: auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Weisheit.

Paracelsus (1493 – 1541)

Der Weisheit den Vorrang geben

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Im Verständnis der Weltordnung handeln heißt, der Weisheit den Vorrang geben; nur durch sie kann der zum Bewusstsein erwachte Mensch das verborgene Walten des Lebens in den Tiefen der Natur erkennen und dementsprechend auf richtige Weise handeln in der Welt.

Frederic Lionel (1908 – 1999)

Wiederherstellung der Weltharmonie

Foto: (c) wak

Für mich liegt die einzig wirklich wichtige Aufgabe in einer Wiederherstellung eines Verantwortungsbewusstseins des Menschen gegenüber dem eigenen Schicksal. Der Mensch muss zum Begriff seiner eigenen Seele zurückfinden, zum Leiden an dieser Seele, zum Versuch, sein Handeln in Einklang mit dem eigenen Gewissen zu bringen. Er muss wieder akzeptieren lernen, dass sein Gewissen keine Ruhe geben kann, wenn der Lauf der Ereignisse in Widerspruch zu dem gerät, was er selbst darüber denkt. Das Leiden an der eigenen Seele lässt den wahren Stand der Dinge erspüren, provoziert Verantwortung und das Bewusstsein eigener Schuld. Dann wird man die eigene Trägheit und Nachlässigkeit auch nicht mehr die Ausrede rechtfertigen können, dass man ja doch an den Vorgängen in dieser Welt völlig unschuldig sei, da diese lediglich vom verderblichen Willen anderer bestimmt würden. Die Wiederherstellung der Weltharmonie hängt meiner Überzeugung nach von einer Restaurierung der persönlichen Verantwortung ab.

Andrej Tarkowskij, Die versiegelte Zeit – Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films, Frankfurt a. Main / Berlin / Wien, 1988

TEXTE ZUM GEISTIGEN IM FILM. ORGANISATION ZUR UMWANDLUNG DES KINOS. SECTOR 16, 2017
https://verlagmagischeblaetter.eu/Publikationsreihe/B%C3%BCcher