Wiederherstellung der Weltharmonie

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Für mich liegt die einzig wirklich wichtige Aufgabe in einer Wiederherstellung eines Verantwortungsbewusstseins des Menschen gegenüber dem eigenen Schicksal. Der Mensch muss zum Begriff seiner eigenen Seele zurückfinden, zum Leiden an dieser Seele, zum Versuch, sein Handeln in Einklang mit dem eigenen Gewissen zu bringen. Er muss wieder akzeptieren lernen, dass sein Gewissen keine Ruhe geben kann, wenn der Lauf der Ereignisse in Widerspruch zu dem gerät, was er selbst darüber denkt. Das Leiden an der eigenen Seele lässt den wahren Stand der Dinge erspüren, provoziert Verantwortung und das Bewusstsein eigener Schuld. Dann wird man die eigene Trägheit und Nachlässigkeit auch nicht mehr die Ausrede rechtfertigen können, dass man ja doch an den Vorgängen in dieser Welt völlig unschuldig sei, da diese lediglich vom verderblichen Willen anderer bestimmt würden. Die Wiederherstellung der Weltharmonie hängt meiner Überzeugung nach von einer Restaurierung der persönlichen Verantwortung ab.

Andrej Tarkowskij, Die versiegelte Zeit – Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films, Frankfurt a. Main / Berlin / Wien, 1988

TEXTE ZUM GEISTIGEN IM FILM. ORGANISATION ZUR UMWANDLUNG DES KINOS. SECTOR 16, 2017
https://verlagmagischeblaetter.eu/Publikationsreihe/B%C3%BCcher

Kein Medium ohne Verantwortung

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In einer Medienwelt, die nur so strotzt vor Häme, Hass, Propaganda, Vorverurteilungen und Verunglimpfungen ist scheinbar immer weniger sachliche Information zu lesen, notwendige Aufklärung. Sensation geht vor Sachlichkeit, Auflage / Quote vor wirklich wichtige Hintergründe fraglicher Geschehen. Kaum mehr scheint aufzuscheinen, dass es kein Medium geben dürfte, dass sich an seine  Verantwortung erinnert. Hier sechs Punkte, die das optimieren könnten:

1. Wer trägt Verantwortung? (Handlungsträger);
2. Was ist zu verantworten? (Handlung);
3. Wofür trägt er Verantwortung? (Folgen);
4. Wem gegenüber trägt er Verantwortung? (Betroffene);
5. Wovor muss er sich verantworten? (Instanz, z. B. Gewissen, Öffentlichkeit);
6. Weswegen muss man sich verantworten? (Werte, Normen, Kriterien)

So Rüdiger Funiok zum Stichwort Medienethik. In: Jürgen Hüther/Bernd Schorb (Hrsg.), Grundbegriffe der Medienpädagogik. 4., vollständig neu konzipierte Auflage. München 2005, S. 243–251, hier: 247

Ohne zu ordnen und zu gestalten lässt sich nicht leben

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Was ist denn übrigens ein Buch, wenn nicht eine Art ausführlicher und besonderer Brief: also eine Hinwendung, ein Mitteilen, ein Denken an den anderen; und zugleich ein Gehorsam dem eigenen Herzen gegenüber, welches fordert, dass gewisse Dinge ausgesprochen werden, die sich vielleicht lange im Stillen vorbereitet haben und durch die Aussage geordnet und gestaltet werden. Anders, nämlich ohne zu ordnen und zu gestalten, lässt sich nicht leben.

 Jean Gebser (1905 – 1973)

Wie Feuer und Wasser

CuSNeuauflage von 1901 der Kontroverse      Repro © wak

Nicht Sozialismus und Christentum
sondern Kapitalismus und Christentum
stehen einander gegenüber
wie Feuer und Wasser.
Wilhelm Hohoff (1848 – 1923)
1873 begann eine Kontroverse über das Verhältnis von Christentum und Sozialismus zwischen Hohoff und August Bebel, dem Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Bebel hielt Hohoff unter anderem vor, dass sich Christentum und Sozialismus gegenüberstehen wie Feuer und Wasser.
Aktuell daran denken musste ich, als ich jetzt das Geschenk des bolivianischen  Präsidenten Morales an Papst Franziskus sah. Eine Jesus-Figur auf einem Holz in Form von Hammer und Sichel. Das Geschenk sollte unter anderem an den Jesuiten Luis Espinal erinnern, der sich für einen christlich-marxistischen Dialog mit Arbeitern und Bauern eingesetzt hatte und ermordet wurde.
Mehr dazu hier: