Schlagwort: Frühling
FrühlingsSchimmer
Wohnt des ganzen Frühlings Lust denn in Nachbars Garten?

Vor dem Regen sah man kaum
Zarter Knospen Hülle,
Nach dem Regen zeigt sich nun
Üpp’ger Blumen Fülle.
Biene klein und Schmetterling
Fliegen um die Wette
Immerfort – als ob es hier
Keine Blumen hätte –
Über jene Mauer weg,
Können’s kaum erwarten:
Wohnt des ganzen Frühlings Lust
Denn in Nachbars Garten?
Wang Gia (zwischen 751 und 835)
Ganz bald Frühling
Dem Frühling auf der Spur
Frühlingsboten…
hortensienradar
Winter

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Tale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren.
Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen
Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) in: Sämtliche Gedichte, 1806-1843
frühlingsFrische
Es ist ja Frühling und der Garten glänzt vor lauter Licht…
Es ist ja Frühling. Und der Garten glänzt
vor lauter Licht.
Die Zweige zittern zwar
in tiefer Luft, die Stille selber spricht,
und unser Garten ist wie ein Altar.
Der Abend atmet wie ein Angesicht,
und seine Lieblingswinde liegen dicht
wie deine Hände mir im Haar:
ich bin bekränzt.
Du aber siehst es nicht.
Und da sind alle Feste nichtmehr wahr.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) in „Dir zur Feier“