Sag mir,
wo bist du daheim,
wenn nicht bei dir selbst?
Thomas von Kempen (1379-1471)
Werner A. Krebber | Gelsenkirchen
Foto- und Text-Blogger | Säkularer Seelsorger | Zuhörer – ein privater Blog
Als Adams Nachfahr sind wir eines Stammes Glieder.
Der Mensch schlägt in der Schöpfung als Juwel sich nieder.
Falls Macht des Schicksals ein Organ zum Leiden führt,
sind alle andern von dem Leid nicht unberührt.
Wenn niemals Du in Sorge um den andern brennst,
verdienst Du nicht, dass Du Dich einen Menschen nennst.
Das Gedicht von Saadi (1190-1283) hängt im Eingang bei den Vereinten Nationen in New York
Ich bin ein Springbrunnen, Du bist mein Wasser.
Ich fließe von Dir zu Dir.
Ich bin ein Auge, Du bist mein Licht.
Ich schaue von Dir zu Dir.
Du bist weder meine Rechte noch meine Linke.
Du bist mein Fuß und auch mein Arm.
Ich bin ein Reisender, Du bist mein Weg.
Ich gehe von Dir zu Dir.
Die osmanische Lyrikerin Zeynep Hatun (ca. 1420 – 1474)
Wenn du nicht
dein eigener Palast bist,
wird die Welt für dich
zum Gefängnis.
John Donne (1572 – 1631)
Wol der Gedanke bringt die ganze Welt hervor,
Der, welchen Gott gedacht, nicht den du denkst, o Thor.
Du denkst sie, ohne daß darum entsteht die Welt,
Und ohne daß, wenn du sie wegdenkst, sie wegfällt.
Aus Geist entstand die Welt, und gehet auf in Geist,
Geist ist der Grund, aus dem, in den zurück sie kreist.
Der Geist ein Aetherduft hat sich in sich gedichtet,
Und Sternennebel hat zu Sonnen sich gelichtet.
Der Nebel hat in Luft und Wasser sich zersetzt,
Und Schlamm ward Erd‘ und Stein, und Pflanz‘ und Thier zuletzt,
Und menschliche Gestalt, in der der Menschengeist
Durch Gottes Hauch erwacht, und Ihn, den Urgeist, preist.
Friedrich Rückert (1788 – 1866) in: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 2. Leipzig, 1837, S. 24