In meines Herzens Grunde

 

In meines Herzens Grunde
Dein Nam und Kreuz allein
Funkelt all Zeit und Stunde,
Drauf kann ich fröhlich sein.
Erschein mir in dem Bilde
Zu Trost in meiner Not,
Wie du, Herr Christ, so milde
Dich hast geblut‘ zu Tod!

Text: Valerius Herberger, 1631
Melodie: Melchior Teschner, 1614
Choral aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach BWV 245, den Bach
1724 arrangiert hat

Ruhig dahinfließen

Foto: © wak

Verlange nicht,
daß die Dinge gehen,
wie du es wünschest,
sondern wünsche sie so,
wie sie gehen,
und dein Leben wird ruhig dahin fließen.

Epiktet (um 50 –um 138 u.Z.) in: Handbüchlein der stoischen Moral

Es kribbelt und wibbelt weiter

Foto: © wak

Die Flut steigt bis an den Arrarat,
Und es hilft keine Rettungsleiter,
Da bringt die Taube Zweig und Blatt –
Und es kribbelt und wibbelt weiter.

Es sicheln und mähen von Ost nach West
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.

Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,
Es brennen Millionen Scheiter,
Märtyrer hier und Hexen da,
Doch es kribbelt und wibbelt weiter.

So banne dein Ich in dich zurück
Und ergib dich und sei heiter,
Was liegt an dir und deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.

Theodor Fontane (1819 – 1898)

Alle Bücher dieser Welt…

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
Denn das Licht, danach du frugst,
In dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
In den Bücherein,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt —
Denn nun ist sie dein.

Hermann Hesse (1877 – 1962)