Christuskopf aus der Abtei Weißenburg / 12. Jahrhundert ~ Foto: (c) wak
Ich bin kommen als ein Wort aus dem Herzen, daraus es gesprochen ist. Ich bin kommen als ein Schein aus der Sonne. Ich bin kommen als ein Blitz aus dem Feuer. Ich bin kommen als ein Duft der Blumen. Ich bin kommen als ein Strom des ewigen Quells.
Meister Eckhart (1260 – 1328) zitiert Augustinus in seiner Predigt „Von der Selbsterkenntnis oder: Von der Vollendung der Seele“
Im religiösen Erlebnis begegnet der Mensch einem übermächtig Anderen. Und nur das Übermächtige, welchen Ausdruck es auch annimmt, fordert den Menschen als Ganzen heraus und zwingt ihn, als Ganzheit zu reagieren.
Das Lesen ist immer in Umzug, eine Reise, ein Fortgehen, um sich zu finden. Das Lesen ist zwar üblicherweise eine sesshafte Handlung, aber es führt uns zurück zu unserem Wesen als Nomaden.
Antonio Basanta (* 1953) in „Leer contra la nada“
Zitiert wird es in dem wunderbaren Buch von Irene Vallejo: Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern. Diogenes-Verlag, Zürich 2022
Alles ernsthaft Angefangene muß die Menschheit auch entschlossen weiter treiben und weiter entwickeln. Täte sie’s nicht, so wäre sie ebenso unreif und leichtfertig wie die Individualität, die anfängt und liegen läßt, statt, wenn auch vielleicht erst in vielen Lebensläufen, allem in sich eine Folge und Ausbildung zu geben. Einziglich schon von diesem Gesichtspunkt aus sollte man die Mystik z.B. nicht so verdrossen ablehnen, als ob es ein Verdienst wäre, ein so wundertief begonnenes Geisteswerk in die Rumpelkammer zu verweisen und nicht vielmehr sich dessen Weiterausbau anzunehmen, zum mindesten dankbar gewärtig zu sein.
Die Seele weiß alles. Nichts Neues kann sie überraschen. Nichts ist größer als sie. Laß andere furchtsam sein, die Seele aber fürchtet nichts. Sie lebt ihren eigenen Gesetzen zufolge. Sie ist größer als der Raum und älter als die Zeit. Sie verleiht Mut in allen Wechselfällen des Lebens.
Die Wirren unsrer Zeit, die Naturkatastrophen, die Angst, die Weltuntergangsstimmung, das alles ist nichts als die Geburtswehen des „Gottesreiches“. Wir dürfen diesen Punkt Omega niemals aus den Augen lassen, niemals, sonst stehen wir diese „Endzeit“ nicht durch. Und wenn nun wirklich unsere Erde zerstört wurde durch „das Feuer vom Himmel“, wie die Apokalypse sagt? Nun, was wird da zerstört? Nur die Materie. Nur das Biologische unserer Existenz. Das Eigentliche, der Geist, unser göttliches Teil, das bleibt.
Zeiten-Ende. Tagebuchzitat (1979-1982) von Luise Rinser in Anlehnung an Teilhard de Chardin
Ausführlicher ist dieses Rinser-Zitat hier nachzulesen:
MAGISCHE BLÄTTER, BUCH X CIII. Jahrgang, Mai 2022, Heft 5 / Thema: VON JACOB BÖHME ÜBER DIE ROMANTIK ZUM BÖHME-BUND
Vor dem Regen sah man kaum Zarter Knospen Hülle, Nach dem Regen zeigt sich nun Üpp’ger Blumen Fülle. Biene klein und Schmetterling Fliegen um die Wette Immerfort – als ob es hier Keine Blumen hätte – Über jene Mauer weg, Können’s kaum erwarten: Wohnt des ganzen Frühlings Lust Denn in Nachbars Garten?