Wahre religiöse Führer … sollten nicht erlösen. Sie haben vielmehr zur Umkehr aufgerufen, zur Metanoia, zur Wende nach innen, zum Wesentlichen hin, zu unserer göttlichen Natur. Aber der Mensch hat die Religionsstifter lieber zur Ehre der Altäre erhoben und betet sie an, statt diese Metanoia, die sie vorgelebt haben, an sich selbst zu vollziehen. Denn der Weg der Verwandlung ist lange und beschwerlich.
Willigis Jäger (1925 – 2020) in: Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewusstseinswandel auf dem Weg nach innen. Petersberg, 5. Auflage 1999, S. 181
5.000 Beiträge sind es heute, die seit September 2010 im Blog „Mystik aktuell“ erschienen sind. Vor allem Texte und Gedanken aus Buddhismus und Christentum, aus dem Judentum, dem Hinduismus, sufischen Traditionen des Islam und den Traditionen Chinesischer Religionen haben hier ihren Platz gefunden.
An dieser Stelle seien nur ganz wenige der zahlreichen Autorinnen und Autoren und Bewegungen namentlich alphabetisch hervorgehoben und ganz besondere Texte genannt – die hier nicht genannten sind deshalb nicht weniger wichtig:
Angelus Silesius, Aurobindo, Beginen, Bernard Glassmann, Bo Yin Ra / Josef Anton Schneiderfranken, Buddha, Chögyam Trungpa, David Steindl-Rast, Dorothee Sölle, Dzogchen, Gustav Landauer, Hildegard von Bingen, Hugo M. Enomiya-Lassalle, Ignatius von Loyola, Jack Kornfield, Jakob Böhme, Jesus, Johannes Tauler, Johannes vom Kreuz, Lao Tse, Marguerite Porete, Martin Buber, Mechthild von Magdeburg, Meister Eckhart, Nikolaus von Flüe, Nikolaus von Kues, Pema Chödrön, Pyar Rauch, Ramakrishna, Ramana Maharshi, Rumi / Mevlana, Simone Weil, Teresa von Avila, Thich Nhat Hanh, Thomas Merton, Vivekananda, Wayne Teasdale, Willi Massa, Willigis Jäger, Wüstenmütter und –väter…
„Der Ochse und sein Hirte“, „Thomas-Evangelium“, „Wolke des Nichtwissens“ „Tao Te King“…
Noch viele andere ließen sich hier noch nennen, deren Anstöße und Gedanken mir wichtig sind.
Die bisherigen Zitate von ihnen und die noch folgenden sollen Anregungen geben und Brücken bauen auf einem spirituellen Weg, der für jede und jeden Einzelnen, wir mir meine eigene Entwicklung zeigte, sehr verschiedene Ausprägungen hat. Weit über die eigene spirituelle Herkunft hinausgehend, versuchen die Texte dieser Autorinnen und Autoren aus meiner Sicht, immer wieder neue Zugänge zu ermöglichen: interreligiös, interspirituell, transkonfessionell, interkulturell. Als tägliche Begleiter laden sie ein, die eigene Verortung neu zu formulieren oder zu vertiefen.
Es gibt einen Weg aus dem Leiden heraus auf unterschiedlichen Pfaden. Zum Beispiel mit der rechten Absicht. Sie ist kein Wünschen oder Begehren, weil beide aus Unkenntnis entstehen. Sie ist eine Art des Wünschens nach Erleuchtung, aber nicht im Sinne von wünschen, um etwas zu erhalten. Auch das rechte Sprechen, das meint, das eigene Sprechen zu verantworten. Es ist situationsgerecht, es berücksichtigt Personen, Orte und Zeiten. Es ist dann verantwortet, wenn es Leben mehrt denn mindert. Es fordert, dass wir Menschen sorgfältig miteinander umgehen. Und auch das rechte Handeln. Es meint, das eigene Handeln stets zu verantworten. Es untersteht den gleichen Regeln wie das rechte Sprechen.
Rupert Lay SJ (1929 – 2023) in seinem Buch Nachkirchliches Christentum, 1995, Seite 87
Die besondere Aufgabe der Meditation besteht in der Wiedervereinigung der inneren mit der äußeren Welt, anstatt die eine um der anderen willen zu verleugnen. Meditation bedeutet nicht, vor der Welt zu fliehen. Vielmehr ist sie ein Mittel, um tieferen Einblick in eben diese Welt zu erhalten, ungehindert durch Vorurteile oder vertraute Gewohnheitsmuster, die uns blind machen gegenüber den Wundern und tiefen Mysterien ringsum.
Aus dem Text „Meditation“ von Anagarika Govinda
Der vollständige Beitrag von Anagarika Govinda kann hier gelesen werden:
Cover des Buches / Insel-Bücherei Nr. 253 / Detail
Die Bahn der Bahnen ist nicht die Alltagsbahn; Der Name der Namen ist nicht der Alltagsname. Unnambarkeit ist Wesen des Allüberall; Nambarkeit ist Werden des Einzelnen. Jedoch: klar siehet, wer von ferne sieht, und nebelhaft, wer Anteil nimmt. Diese Grundwesenheit, zwiefältig, ist Eins in der Erscheinung nur, zwiefacher Gegensatz. Sie ist das Unergründliche, das unergründliche Gründliche, das Tor zum letzten Geheimnis.
Die Bahn und der rechte Weg des Lao-Tse Der chinesischen Urschrift nachgedacht von Alexander Ular (1876 – 1919)
Achte gut auf diesen Tag, Denn er ist das Leben – das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit des Daseins: Die Wonne des Wachsens, Die Größe der Tat, Die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum Und das Morgen nur eine Illusion –
Das Heute jedoch, recht gelebt macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glücks Und jedes Morgen Zu einer Vision voller Hoffnung. Darum gib acht auf diesen Tag.
Autor: Unbekannter Verfasser; in Sanskrit geschrieben um ca. 1200 v.u.Z.
Zugeschrieben: Kalidasa (5. Jahrhundert); indischer Dramatiker, Epiker und Dichter Dschalal ad-Din Muhammad Rumi beziehungsweise Mevlana wird dieser Text ebenfalls zugeschrieben. Rumi schrieb allerdings die meisten Texte in persischer Sprache, andere in Türkisch und Griechisch.
Geschichte und Quelle: Der Hinweis auf die frühe Sanskrit-Version findet sich in „Masterpieces of Religious Verse“, das James Dalton Morrison 1948 herausgegeben hat auf S. 301. Er verweist auch auf die Zuschreibung für Kalidasa.